Mit der Ausstellung "Der Beifang" im Berliner Gutshaus Steglitz gibt der Maler Neo Rauch einen Einblick in den seinen eigenen Bestand der weltweit gefragten Bilder. Vom 15. März bis zum 26. September sind Papierarbeiten aus den vergangenen Jahrzehnten bis zurück in die 90er-Jahre zu sehen. Rauch, der als wichtigster Vertreter der Neuen Leipziger Schule gilt, zählt zu den international wichtigsten Malern der Gegenwart. Seine Arbeiten erzielen weltweit Spitzenpreise.
"Wir haben vor geraumer Zeit - man könnte fast sagen zu spät - beschlossen, alle Papierarbeiten zu behalten", sagte Rauch zur ersten Ausstellung in Berlin nach 20 Jahren. "Es gibt also keinen Markt dafür bis auf den Sekundärmarkt, der gespeist wird durch Wiederverkäufe."
Für die Gestaltung seiner oft verschlüsselten, rätselhaften Motive ergibt sich aus der Materialwahl kein Unterschied. Wenn er sich auf ein Bild zubewege, "sei es eine weiße Leinwand oder ein weißes Blatt Papier", unterliege er jeweils den gleichen Mechanismen. "Es kommt in die Welt, es kommt unter die Augen der Leute, von daher muss es auch mit allen Wassern gewaschen sein."
Kunst sollte nicht jederzeit erfahrbar sein
Wenn auch die großformatigen Bilder zunächst die vier Räume der Ausstellung dominieren, sieht Rauch doch die kleinen Arbeiten im Zentrum. "Sie sind mehr als nur ein Beifang", sagte Rauch mit Blick auf den Ausstellungstitel. "Sie sind ein Geschenk, das ich mir gemacht habe. Sie sind etwas, das zu mir kommen wollte und auf das ich nicht vorbereitet war."
Rauch zeigte sich erfreut, die sonst in Schränken lagernden Arbeiten ausgestellt zu sehen. "Das war eigentlich nicht ihre Bestimmung. Sie sollten gar nicht als Kunst wahrgenommen werden. Sie entstanden in Kaffeepausen, während des Telefonierens mitunter, und landeten dann in den Schubfächern meiner Papierschränke."
Die coronabedingten Einschränkungen für die Ausstellung kommen dem Maler entgegen. "Die Exklusivität hat etwas, das kommt mir sehr entgegen", sagte Rauch. "Kunst sollte nicht überall jederzeit erfahrbar sein, sondern da sollte ein Tempelbezirk sein, dessen Zutritt man sich erarbeiten muss."
Ausstellung zeigt eine der seltenen Plastiken
Auch die Zeit der Pandemie haben Rauch und seine Frau, die Künstlerin Rosa Loy, für sich nutzen können. "Wir haben konzentriert arbeiten können, waren bar jeglicher Ablenkung, was der Kontemplation sehr zuträglich war", sagte Rauch. "Man wurde dazu verdammt, sich auf sich zu besinnen."
Die Ausstellung zeigt auch eine der seltenen Plastiken Rauchs. "Das ist auch ein Beifang. Das ist eine Entwurfsarbeit für eine große Skulptur, deshalb ist sie auch etwas luschig ausgeführt." Das in sechs Ausführungen existierende Original sei ungefähr zwei Meter hoch. "Das ist insofern auch eine Skizze." Rauch bedauerte, nicht mehr Skulpturen machen zu können. "Ich wünschte, ich käme öfter dazu, aber das kostet so viel Zeit und ich habe keine 30 Assistenten, die mir da zur Hand gehen könnten."