Aus dem Museum hieß es, man sei sich einig gewesen, eine Zuwendung von einer Million Pfund nicht anzunehmen. Die Sackler-Familie gehört laut "Forbes"-Magazin mit einem Vermögen von 13 Milliarden Dollar zu den reichsten Familien der USA. Die Erben von Mortimer und Ramond Sackler sind Eigentümer der Firma Purdue Pharma, die das Schmerzmittel OxyContin herstellt. Das Medikament, das seit 1996 auf dem Markt ist, enthält eine synthetisch hergestellte Form von Morphium, ein sogenanntes Opioid. In den Vereinigten Staaten ist in letzter Zeit vermehrt die Rede von einer Opioid-Krise, denn das verschreibungspflichtige Mittel macht stark abhängig. Täglich sterben hunderte Amerikaner an einer Überdosis.
Unter den prominentesten Abhängigen war die Fotografin Nan Goldin, die seit mittlerweile über zwei Jahren clean ist. In einem Essay für das Magazin "Artforum" schreibt sie über ihre Drogenabhängigkeit. Goldin ist bekannt für ihren fotografischen Blick auf Sex, Gewalt und Drogen; ihr Frühwerk war immer eine Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Drogenkonsum. Seit 1988 lebte sie überwiegend drogenfrei. Oxycontin habe ihren Rückfall verursacht: "Mein Leben bestand nur daraus an Oxy zu kommen. (Die Pillen) zerkleinern und schnupfen war ein Vollzeitbeschäftigung. Ich verließ kaum noch das Haus. Wenn das Geld für Oxy ausging, besorgte ich andere Drogen. Das Ende war eine Überdosis Fentanyl." Damit beschreibt die Künstlerin ein typisches Muster für viele Opioid-Süchtige. Goldin habe ihre Sucht mit der Kamera porträtiert. "Ich habe viel auf dieser Droge gearbeitet. Ich habe gezeichnet und gemalt. Es ist einfacher, auf Opioiden zu arbeiten. Auch die Drogen selbst habe ich fotografiert und meinen Zustand dokumentiert. Doch in den letzten Monaten meiner Sucht konnte ich nicht mehr", sagte sie in einem Interview mit der Zeitung "Die Zeit".
Anfang Februar protestierte Goldin im New Yorker Guggenheim-Museum mit der von ihr gegründeten Aktivistengruppe "Prescription Addiction Intervention Now" (PAIN) dagegen, dass das Haus Zuwendungen der Sacklers entgegennimmt.
Mitte Februar drohte die Fotografin mit einem Boykott gegen die National Portrait Gallery, sollte das Museum die Zuwendung der Pharma-Dynastie annehmen. "Ich wurde eingeladen, eine Retrospektive zu zeigen", sagte sie der britischen Zeitung "The Guardian", "aber ich habe sofort gesagt, dass ich das nicht mache, wenn das Museum das Sackler-Geld annimmt."
Die Sackler-Erben fördern schon seit Jahrzehnten Kunst- und Kulturinstitutionen - darunter die Yale-Universität in den USA, das Guggenheim-Museum in New York und die Londoner Serpentine Gallery.