„Rave is Over” behauptet der Titel einer Ausstellung mit Fotografien von Martin Eberle. Stimmt zwar nicht, aber nostalgisch wird man beim Anblick der längst abgerissenen Partyorte trotzdem
Wenn alternde Kämpfer an der Nachtlebenfront merken, wie die Nachfolge-Generation sie aus den Clubs und Konzertsälen spült – Musik hört, auf der sie nicht mehr tanzen können, Drogen nimmt, auf denen sie nicht mehr klar kommen, Botschaften verbreitet, auf die sie nicht mehr setzen wollen –, dann wird die Vergangenheit immer größer. Und dann heißt es schnell: Früher war alles besser (oder zumindest nicht alles schlecht), Punk ist tot, Rave is over.
Schon 2001 war das Nachtleben-Berlin nicht mehr das, was es einmal war, in den glorreichen 90er-Jahren. Damals veröffentlichte der Fotograf Martin Eberle, einst Mitbetreiber des natürlich „legendären“ Clubs Berlintokyo, im Gestalten-Verlag den Fotoband „Temporary Spaces“: Aufnahmen Berliner Partyorte, die meisten schon damals geschlossen oder abgerissen.
Bilder dieser Serie sind nun erneut in Eberles Ausstellung „Rave Is Over“ zu sehen, im Showroom des Verlags, dem Gestalten Space in der Nähe des Berliner Hackeschen Markts. Also in der unmittelbaren Nähe der einstigen Galerie Berlintokyo. Und wenn man sich in dieser Gegend umschaut, wie hier alten Freiräume Berlin-Mittes besetzt wurden (und wodurch), dann muss man doch zugeben: Rave is over. Aber natürlich feiern die Leute längst einfach ein paar S-Bahn-Stationen weiter östlich. Und der letzte große MDMA-Engpass vom Sommer 2009 ist auch schon länger wieder vorbei.
Ergänzt wird „Temporary Spaces“ durch die Reihe „After Show“, die Berliner Musiker direkt nach ihren Auftritten porträtiert. Heimkehrer aus der Schlacht.
Gestalten Space, bis 7. August