Das Stadtparlament von Zürich hat am Samstag zwei Forschungsaufträge erteilt, zu einer Spinnerei in der Schweiz und einer Maschinenfabrik in Deutschland. Untersucht werden soll, ob er seine Kunstsammlung teils mit Profiten aus Zwangsarbeit aufgebaut hat.
Der in Pforzheim geborene Unternehmer kam in den 1920er Jahren in die Schweiz und wurde später eingebürgert. Er steht im Fokus der Öffentlichkeit, seit das Kunsthaus in Zürich im Herbst seine in eine Stiftung eingebrachte Kunstsammlung in einem Neubau präsentiert. Sie enthält mehr als 200 Werke unter anderem von Auguste Renoir, Claude Monet und Paul Cézanne. Historiker haben Zweifel, dass die Stiftung einwandfrei geklärt hat, ob sich unter den Werken nicht Fluchtgut befindet. Damit werden Kunstwerke bezeichnet, die vor den Nazis in Deutschland Flüchtende in ihrer Not billig verkaufen mussten, um ihre Flucht zu finanzieren. Das Kunsthaus hat nach Aufbranden der Kontroverse den Leihvertrag mit der Stiftung überarbeitet und sich das Recht auf eigene weitere Erforschung der Herkunft der Werke gesichert.
Das Stadtparlament will Bührles Wirken in Zusammenhang mit der von ihm mitgegründeten Maschinenfabrik Ikaria GmbH in Velten bei Berlin prüfen lassen. Dort wurden vor allem Jüdinnen sowie Sinti und Roma aus Osteuropa gezwungen, Flügelkanonen herzustellen. Die Kanonen hatte Bührles Schweizer Firma entwickelt, und sie erhielt für jede verkaufte Kanone Provision. Mit dem Geld soll Bührle Werke für seine Kunstsammlung gekauft haben. Der zweite Forschungsauftrag dreht sich um eine Spinnerei in Bührles Besitz in Dietfurt in der Schweiz. Dort sollen unter Aufsicht von Ordensschwestern 300 noch nicht volljährige Frauen aus Fürsorgeeinrichtungen zur Arbeit gezwungen worden sein.