In den Niederlanden promotet der Möbelhersteller IKEA seine "Art Event Street Art collection 2015" mit einem Video, in dem ein Prankster ein Bild aus dem Sortiment den Besuchern des Museum Arnhems zeigt. Die loben es und halten es für teurer, als es ist. Dann wird ihnen enthüllt, dass es sich um erschwinglichen IKEA-Ramsch handelt, und alle sind entweder beschämt oder lachen drüber:
Dieses Video wurde auf Youtube in nicht einmal zwei Wochen 2,4 Millionen Mal angeschaut. Warum nur?
Wahrscheinlich weil es einer sehr verbreiteten Annahme folgt, nach der die Kunstwelt denkfaul ist, allein kanonischen Künstlern Aufmerksamkeit schenkt, nur noch sinnfreien Jargon produziert und absurden symbolischen Wert erzeugt, der nichts mehr mit "gesunden Menschenverstand" zu tun hat.
Ein ewiger Verblendungs- und Verblödungszusammenhang also, den nun ein paar aufgeweckte Milieufremde durchschauen, die dann solche Videos produzieren.
Dabei ist diese Rhetorik selbst schon so erstarrt und immer gleich (ein paar Beispiele hier und hier und hier), dass sie letztlich nur die vermeintlichen Entlarver entlarvt (mehr dazu in der Titelgeschichte von Monopol 2/2015 über die Darstellung von Galeristen im Film).
Muss man 2015 noch darüber diskutieren, dass ein IKEA-Print, das natürlich auch von einem Künstler gestaltet wurde, ein Kunstwerk sein kann, das Leute begeistert, und dass es nicht hunderttausende Dollar kostet, wenn es in einer hunderttausender Auflage zu haben ist, und dass doch bislang nicht-kanonische Künstler unter 30 aktuell auf dem Auktionsmarkt gefeiert werden etc.pp.? Eher nicht. Schon gar nicht mit einem Hirni, der ein Bild auf eine Staffelei stellt, um ihm Bedeutung zu verleihen.