Montreal

Museum und Galerie beenden nach Vorwürfen Zusammenarbeit mit Künstler Jon Rafman

Das Musée d’art contemporain (MAC) in Montreal hat eine Ausstellung des Künstlers Jon Rafman geschlossen, nachdem Frauen ihn auf Instagram der "sexuellen Nötigung" und des "Machtmissbrauchs" beschuldigt haben. Seine Galerie in Montreal will den Post-Internet-Artist nicht mehr vertreten

Drei Frauen hatten vergangene Woche auf Instagram von ihren Affären zu dem heute 38-Jährigen berichtet, wobei sie Rafman vorwerfen, manipulativ gewesen zu sein, aggressiven und ungeschützen Sex mit ihnen gehabt zu haben und seine Macht als bekannter Künstler missbraucht zu haben. Die Vorfälle liegen Jahre zurück. Der "Montreal Gazette" sagte eine der Frauen: "Es ist schwer zu sagen (was es war). Es war keine Vergewaltigung, aber es war Machtmissbrauch und emotionale Manipulation. Es war heimtückisch."

Das Montrealer Museum für Gegenwartskunst hat vergangene Woche ohne Angaben von Gründen die Einzelausstellung des Künstlers, die bis zum 6. September laufen sollte, bis auf Weiteres geschlossen. Die Galerie Bradley Ertaskiran in Montreal, die Rafman vertritt, hat alle Hinweise auf ihn und seine Kunst von der Website entfernt. In einer Nachricht an die "Montreal Gazette" schrieb eine Sprecherin, dass Rafman nicht mehr von der Galerie vertreten werde.

Jon Rafman sagte am Mittwoch der "Montreal Gazette", dass er "unglaublich bestürzt ist wegen dem, was gerade passiert." Obwohl er nicht abstreitet, die Frauen getroffen zu habe, habe er nichts falsch gemacht. Er sei Mitte der 2010er-Jahre aus einer Reihe langer Beziehungen gekommen und war oft auf der Dating-App Tinder, wo er "Frauen traf und flüchtige Begegnungen hatte - wie viele Menschen -, die einvernehmlich und oft kurz waren".

Rafman weiter: "Obwohl es für die Frauen, die sich meldeten, bedauerliche Erfahrungen waren, möchte ich sehr deutlich machen, dass es sich um einvernehmliche Aktionen zwischen Erwachsenen handelte." Er ermutige alle, die Statements der Frauen zu lesen und sich selbst ein Bild zu machen. "Ich stelle nicht das Trauma infrage, das diese Frauen durch ihre Beziehung zu mir empfinden. Und ich bedaure - es tut mir weh zu wissen -, dass es ihnen weh tut, wenn sie an mich denken oder meine Arbeit sehen."

Die deutsche Galerie Sprüth Magers, die Rafman vertitt, schreibt auf Monopol-Anfrage: "Wir von Sprüth Magers setzen uns seit Jahrzehnten für die Rechte von Frauen ein und verurteilen jede Form von institutioneller und individueller Gewalt gegen Frauen. Wir prüfen jeden Vorwurf, der sich gegen unsere Mitarbeiter, unsere Künstler oder unsere Geschäftspartner richtet, sorgfältig."

Der in Montreal geborene Jon Rafman gehört zu den wichtigsten Künstlern der Post-Internet-Art und gilt als Vorreiter von VR-Kunst. Über die Grenzen der Kunstwelt hinaus wurde er durch sein Projekt "9 Eyes" bekannt: Seit 2008 sammelt der Kanadier Bilder von Googlen Street View.