Debatte
Der in Berlin lebende Pianist Igor Levit wünscht sich mehr gesellschaftlichen Einsatz für die Demokratie im kommenden Jahr. "Ich wünsche mir, dass der Bundeskanzler anfängt zu erklären, dass die Kämpfe in den kommenden Jahren eher härter werden", sagte der 36-Jährige im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. "Und dass es immer wert sein wird, für unsere Werte zu kämpfen." Mit Blick auf eine Solidaritätsdemonstration gegen Antisemitismus und Rassismus Anfang Dezember sagte der jüdische Pianist: "Etwa 3000 Menschen auf den Straßen sind viel zu wenig. Ich wünsche mir, dass unsere Gesellschaft anfängt, Resilienz und Empathie zu lernen."
Viele Gesten der Solidarität seien performativ, so Levit. "Ich habe viele Solidaritätskonzerte für die Ukraine gegeben, das hat den Krieg auch nicht beendet." Wenn Gesten der Empathie aber ausblieben, sei das umso schmerzhafter.
Ausstellung
Andrian Kreye zeigt sich in der "Süddeutschen Zeitung" sehr angetan von der Retrospektive der Fotografin Mary Ellen Mark im C/O Berlin. Dabei argumentiert er nicht nur ästhetisch, sondern geradezu humanistisch. "Die Würde des Menschen ist fotogen. Das ist keine Frage der Ästhetik, sondern des Respekts. Und den hatte Mark, egal, ob sie Hollywoodstars, Zirkusartisten, Kranke oder all jene fotografierte, die ihre Biografien aus allem herauskatapultierten, was für den Rest der Welt als Wertesystem gelten mag."
Museum
Über den Neugestaltungsprozess des Leipziger Grassi Museums für Völkerkunde sinniert Andreas Platthaus in der "FAZ" Dort wird nun die vierte und vorerst letzte Stufe der Neuerfindung gezündet. "Das Alte wird irgendwann, wenn auch wohl nicht mehr 2023, ganz weg sein. Spannungsverhältnisse sind irgendwann ja auch anstrengend. Das müsste man aushalten wollen", schreibt Platthaus. Am Grassi sei zu sehen, dass die Zukunft ethnologischer Museen weniger im Zeigen von Objekten denn in der Präsentation von Kontext liege. "Dafür ist die Zahl der Erläuterungen, Installationen und Fotodokumentationen Legion. Reinventing bedeutet in Leipzig auch Dematerialisierung. Zumindest betreffs dessen, was außereuropäischen Ursprungs ist. Dagegen wächst all das mächtig an, was unser gegenwärtiger Blick auf unsere früheren Blicke hervorbringt – Nabelschau, die sich aber nicht eurozentrisch fühlt."
Nachruf
Die "Taz" erinnert an den verstorbenen Künstler Pope L. und veröffentlicht ein Interview aus dem April 2022 noch einmal. Darin sprach der US-Amerikaner mit Maxi Broecking über seine Ausstellung im Berliner Schinkel Pavillon und die Verknüpfung zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Erfahrungen. "Vieles habe ich zuerst bei meiner eigenen Familie ausgetestet. Meine Inszenierungen lösen einen Konflikt aus und das ist es, was ich mit der Verknüpfung von Gegensätzlichem bei den Menschen, die meine Arbeit konsumieren, erreichen möchte, aber ich muss es auch selbst aushalten. Weil mir bewusst ist, dass sie sich unwohl fühlen werden und eine Reihe von widersprüchlichen Dingen aushandeln müssen, darunter Ablehnung, Überraschung oder Schmerz. Das muss ich akzeptieren." Den Nachruf von Monopol auf Pope L. lesen Sie hier.
Film
Die Regisseurin Sofia Coppola stellt in ihrem neuen Film einmal mehr die Gefühle einer jungen, berühmten Frau in den Fokus. Würde sie auch gerne das Leben von Taylor Swift verfilmen? "Darüber habe ich noch nie nachgedacht", sagte die 52-Jährige auf eine entsprechende Frage der Nachrichtenagentur dpa. Gleichzeitig betonte die US-Amerikanerin ihre Bewunderung für die 34-jährige Musikerin. "Nun, sie ist wirklich beeindruckend", sagte sie. "All die Dinge, die sie im Moment erreicht."
Coppola bringt am 4. Januar ihren neuen Film "Priscilla" in die deutschen Kinos. Das Drama, das später beim Streamingdienst Mubi laufen wird, erzählt von der Beziehung von Elvis Presley zu seiner Frau Priscilla. Die beiden waren von 1967 bis 1973 verheiratet. Coppolas Film basiert auf dem Buch "Elvis and Me", in dem die heute 78-Jährige über ihr Leben mit dem King of Rock'n'Roll spricht. Es geht darin öfter um Momente, in denen Priscilla ihre Bedürfnisse ignoriert sah.
"Die Meinung junger Frauen wird nicht immer als etwas angesehen, auf das man achten sollte", sagte Coppola. "Vielleicht heutzutage mehr." Es sei ihr wichtig, in ihren Filmen einen Fokus darauf zu richten.
Die Oscar-Preisträgerin Coppola hat bereits in ihrem ersten Spielfilm "The Virgin Suicides" aus dem Jahr 1999 von den Gedanken und Erlebnissen einer Reihe junger Frauen erzählt (nach einer Romanvorlage von Jeffrey Eugenides). 2006 kam ihr Film "Marie Antoinette" über die österreichische Erzherzogin und französische Königin heraus.