Medienschau

"Wir sind als Künstler mit der ganzen DDR untergegangen"

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Der Riss in der deutschen Kunstszene, eine erste institutionelle Ausstellung mit 80 Jahren und die zwiespältige Liebe der Deutschen zu Skandinavien: Das ist unsere Medienschau am Freitag 

Debatte

"Wir sind als Künstler mit der ganzen DDR untergegangen", sagt Christa Jeitner in dem SWR2- Feature "Kunst aus der DDR – Neue Akzeptanz für unterschätzte Werke". "Auch über 30 Jahre nach der Wende geht ein unsichtbarer Riss durch die deutsche Kunstszene", den beleuchtet die halbstündige Sendung, in der Künstlerinnen, ein Restaurator, ein Museumsdirektor und ein Kritiker zu Wort kommen. 

Die Berliner Akademie der Künste will den Farbanschlag der Klimabewegung Letzte Generation auf das Brandenburger Tor nicht kommentieren, das empört Akademie-Mitglied Friedrich Dieckmann, wie er in der "Berliner Zeitung" schreibt: "Die Akademie der Künste darf sich einer klaren Äußerung zu dieser Schandtat nicht entziehen", meint der Schriftsteller, "sie würde sonst zum Komplizen einer intentionalen Staatsdekonstruktion, deren Nutznießer, wie wir aus der Geschichte wissen, immer die Kräfte nationalistischer Besinnungslosigkeit sind."

Anlässlich der Munch-Ausstellung in der Berlinischen Galerie stellt Nikolaus Bernau in einem Essay für den "Tagesspiegel" klar: Die traditionelle Schwärmerei Mitteleuropas für Skandinavien ist von vielen Missverständnissen geprägt.  "Vor allem weil wir immer noch den Bildern von wildromantischen Naturbastionen nachhängen, die schon im Kaiserreich Konservative wie Moderne begeisterten."

Nachruf

Zum Tod der Wiener Galeristin Gabriele Senn schreibt Nicole Scheyerer in der "FAZ": "Mit ihrem Programm und Engagement trug sie maßgeblich dazu bei, dass die Schleifmühlgasse zum Kunst-Hotspot wurde. Nur gemeinsam kann man etwas erreichen, lautete ihre Überzeugung. Unermüdlichen Einsatz leistete Senn auch im Österreichischen Galerienverband, als dessen Präsidentin sie das erste Vienna Gallery Weekend organisierte."

Kunstjournalismus

Andrew Goldstein tritt nach sieben Jahren als Chefredakteur von "Artnet News" von seinem Posten zurück, wie "Artforum" meldet. "In einer E-Mail an seine Kolleginnen und Kollegen erklärte Goldstein, er wolle abschalten und 'rausgehen und Kunst sehen (!), was angesichts des hektischen Tempos der letzten Jahre ein echter Luxus ist'." Er hoffe, etwas zu schreiben und neue Projekte zu erkunden.

Ausstellung 

Die Künstlerin Renate Bertlmann musste erst 80 Jahre alt werden, um eine erste institutionelle Einzelausstellung zu erhalten. Katharina Rustler bespricht die Retrospektive im Wiener Belvedere 21 für den "Standard": "Der Weg dahin war kein einfacher, Bertlmann kämpfte lange um diese Sichtbarkeit. Die Künstlerin stellte zwar bereits in den 70er-Jahren in europäischen Einrichtungen aus und zeigte Performances vor Publikum. Doch erst die große Wiederentdeckung im Kontext der Feministischen Avantgarde in Österreich im Zuge der Initiative von Gabriele Schor ab 2010 bugsierte sie ins internationale Rampenlicht."

Und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow empfiehlt auf Instagram die Ausstellung "Mêlée" von Leda Bourgogne im Westfälischen Kunstverein in Münster: