Medienschau

"Kein Experte hat erwartet, dass das einem der größten Museen der Welt passieren würde"

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Die Zukunft des British Museum, das Sammlerpaar Titze und Erkundungen zum Berliner Blau: Das ist unsere Kunst-Presseschau am Montag

Museen

Einige von Hunderten aus dem British Museum gestohlenen Objekten sind nach Angaben des Aufsichtsratschefs George Osborne wiedergefunden worden. "Wir glauben, dass wir Opfer von Diebstählen über einen langen Zeitraum geworden sind. Und offen gestanden hätte mehr getan werden können, um sie zu verhindern", sagte Osborne am Samstag dem Sender BBC Radio 4. Er entschuldigte sich und versprach, man werde das wieder in Ordnung bringen. "Und ich kann Ihnen heute sagen: Wir haben angefangen, einige der gestohlenen Gegenstände wiederzufinden", sagte Osborne. Er sprach von einem Silberstreif am Horizont. Seinen Angaben zufolge wird davon ausgegangen, dass rund 2000 Objekte verschwunden sind. Auf die Frage, wo einige Gegenstände aufgetaucht seien, antwortete Osborne: "Einige Mitglieder der antiquarischen Gemeinschaft arbeiten aktiv mit uns zusammen." Es werde auch mit einer Datenbank für verlorene und gestohlene Kunstwerke kooperiert. Osborne sprach von kleinen Schmuckstücken, Edelsteinen und Stücken aus Gold, die nicht ausgestellt waren. Große Museen hätten Sammlungen, die über Jahrhunderte zusammengestellt worden seien. "Und nicht alle Objekte sind ordentlich katalogisiert oder registriert", sagte Osborne. Jemand, der wisse, was nicht registriert sei, habe einen großen Vorteil, einige Gegenstände zu entfernen. Osborne sagte, das Museum müsse seinen ohnehin auf den Weg gebrachten Prozess beschleunigen, ein komplettes Register der Sammlung zu erstellen.

Nach Einschätzung von Christopher Marinello von Art Recovery International könnte die Suche nach den Objekten Jahrzehnte dauern. Die Menge der fehlenden Objekte sei riesig. "Kein Experte hat erwartet, dass das einem der größten Museen der Welt passieren würde.", sagte Marinello der britischen Zeitung "The Guardian". Seine Organisation bekomme jeden Tag Diebstähle von Museen, Kultureinrichtungen, Kirchen auf der ganzen Welt gemeldet. "Was uns überrascht hat, war, dass es das British Museum ist - eines der wichtigsten Museen der Welt und ein Maßstab für Sicherheit."

Report

Swantje Karich schreibt in der "Welt" über den Projektraum Tropez, der seit sieben Sommern das Freibad Wedding in Berlin mit Gegenwartskunst bespielt (oder "befriedet", wie das Springer-Blatt titelt): "Nicht nur als Ort für die Kunstszene mit Strahlkraft in die Museen – der Hamburger Bahnhof hat jüngst ein Werk angekauft –, in internationale Institutionen wie das Palais de Tokyo oder in Messen wie die Art Basel, sondern als fester Bestandteil des Schwimmbadalltags."

Kunstmarkt

Für die "FAZ" hat Bettina Wohlfarth mit dem Sammlerpaar Anne und Wolfgang Titze gesprochen, das einen Teil ihrer Sammlung nun bei Christie’s versteigert, damit ein anderer Teil in eine Stiftug überführt werden kann. Auf die Frage, ob Kunst den Menschen besser oder glücklicher machen kann, antwortet Anne Titze: "Ich glaube auch, dass Kunst uns die beste Möglichkeit gibt, die Wirklichkeit zu erfassen, noch bevor diese erklärt und interpretiert wird."

Ausstellungen

Laura Helena Wurth schreibt in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" über die Ausstellung mit Arbeiten von Etel Adnan und Simone Falttal im Berliner KINDL Zentrum für zeitgenössische Kunst, die sie einen "sehr geglückten Versuch" nennt, "die enge künstlerische Verbindung zwischen den beiden darzustellen."

Evelyn Vogel hat sich für die "SZ" die Intervention des Designers Martino Gamper im Münchner Haus der Kunst angeschaut: "Es ist eine zwischen Kunst und Design angesiedelte Einrichtung mit Stühlen, die den Homo ludens in uns allen ansprechen soll."

Kurator Hans Ulrich Obrist schreibt im Magazin der "Basler Zeitung" über die Ausstellung von Ron Mueck in der Fondation Cartier in Paris - allerdings nur in zwei der drei Absätze. Ansonsten geht es um Künstlerinnen und Künstler, die nicht mit ihm sprechen wollen. Warum nur nicht? Hier unsere Review von Brigitte Werneburg.

"Es ist eine Entdeckungsreise sondergleichen": Joachim Huber, Medienredakteur des "Tagesspiegel", empfiehlt zum anstehenden Berliner Museumssonntag die Ausstellung "Archäologische Schätze aus Usbekistan. Von Alexander dem Großen bis zum Reich der Kuschan" im Neuen Museum und in der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel.

Robert Klages schreibt im "Tagesspiegel" über die Künstlerin Heather Lyon, die sich in ihrer Arbeit mit dem 1706 entstandenen Farbton "Berliner Blau" beschäftigt, das erste moderne Pigment, das in dieser Form nicht in der Natur vorkommt. Arbeiten der Kanaderin sind ab dieser Woche in den Lichtenberg Studios in Berlin zu sehen.

Das besondere Kunstwerk

Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt noch bis zum 15. Oktober Hito Steyerls Videoinstallation "City of Broken Windows". In einem Video schlagen Ingenieure Scheiben ein, um mit diesen Geräuschen ein Gerät für Überwachungszwecke zu programmieren. Ein zweiter Kurzfilm zeigt Aktivisten in einem ärmlichen Großstadtviertel, die kaputte Fensterscheiben in Häusern mit gemalten Bildern verschönern. Zu diesem Werk hat das Museum eine Paneldiskussion mit der Künstlerin, dem Kunstkritiker Wolfgang Ullrich und dem Medienkünstler Francis Hunger veranstaltet. Hier kann man das Gespräch nachhören: