Medienschau

Die verstörenden Zeichen dominieren

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Ein neues Museum für den Wiener Aktionismus, Trauer um den Architekten Zvi Hecker und eine verlorengeglaubte Artemisia Gentileschi: Das ist unsere Presseschau am Mittwoch

Nachruf

Sebastian Preuss schreibt in der "Weltkunst" einen Nachruf auf den israelischen Architekten Zvi Hecker. "Er hatte in Israel und Deutschland viele Bewunderer, die ihn jetzt sehr betrauern. Denn er war einer der letzten aus einer Epoche, in der sich der junge jüdische Staat voller Elan und künstlerisch bedeutender Ansätze ein neues architektonisches Gesicht verlieh."

Porträt

Der Wiener Aktionist Günter Brus wird heute 85, Almuth Spiegler gratuliert in der "Presse. Leider sei der Künstler "geschwächt von einer Corona-Infektion, aber am Weg zur Genesung", Geburtstagsfeiern und -eröffnungen wurden verschoben. Obwohl er als jüngerer Mensch mit dem radikalen Einsatz seines Körpers an seine Grenzen ging, sei er doch "der vernünftigste der Aktionisten" gewesen, mein Spiegler. "Was auch an der langen Partnerschaft mit Anna liegen kann. Die Mitstreiterin, zu der man nicht Modell sagen sollte, war von Anfang an dabei, als die Gruppe sich formierte, eng zusammenrückte, denn man war umzingelt. Sie hielt den schmächtigen jungen Revolutionskünstler aus dem Steirischen erst einmal finanziell aus und rettete ihm dann wohl das Leben, indem sie Nein sagte. Ende der Sechziger beendete sie ihre Teilnahme an den immer extremer werdenden, sadomasochistischen Körperanalysen, als ihr sein Blut aus selbst zugefügten Wunden auf den Körper troff."

Museen

Apropos Günter Brus: Der Wiener Sammler und Galerist Philipp Konzett gründet ein Museum für den Wiener Aktionismus. Almuth Spiegler hat in der "Presse" Details: Es soll bereits Anfang 2024 in der Wiener Weihburggasse eröffnen und wird von der Hermann-Nitsch-Expertin Julia Moebus-Puck geleitet. "Wien hat das bitter nötig", kommentiert die Feuilleton-Chefin - und dann am Textende gleich noch einmal: "Bitter nötig."

In der "SZ" spricht noch einmal der zurzeit sehr gefragte Raubkunst-Experte Christopher Marinello über die Diebstahlserie am British Museum. Nach Ansicht des Juristen befeuern die neuesten Erkenntnisse auch die Restitutionsdebatte um das Parthenon-Fries: "Meiner Meinung nach sollte jetzt dieser Hickhack darüber, welches Museum sicherer ist, aufhören und man sollte grundsätzlich überlegen, ob die Parthenon-Skulpturen nach London gehören oder nach Athen."

Das besondere Kunstwerk

Der Schriftsteller Ulf Erdmann Ziegler ist begeistert von Peyman Rahimis Installation "Schein" im Oldenburger Kunstverein: "Gemessen an sämtlicher bildender Kunst unserer Zeit ist diesem Werk eine ungewöhnliche Gemütslage eigen: Die verstörenden Zeichen dominieren, und die tröstlichen sind bis zur Unkenntlichkeit verwaschen", schreibt er in der "FAZ". "Absonderlich bleibt, dass ein Kunstbetrieb, der angeblich das Diverse sucht und den Globus von der anderen Seite her beleuchten möchte, so ein Werk nicht in sein Zentrum schafft, wo es hingehört."

Artemisia Gentileschs verlorengeglaubte Darstellung der Susanna im Bade wird nach seiner Wiederentdeckung und Restaurierung gerade auf Schloss Windsor ausgestellt. Die ­Autorenschaft Artemisia Genti­leschis war zwischenzeitlich vergessen gewesen, schreibt Gina Thomas in der "FAZ". "Als das Gemälde jüngst im Depot wieder wahrgenommen wurde, befand es sich in einer Gruppe von Bildern, die der französischen Schule des siebzehnten Jahrhundert zugeordnet worden waren. Restaurierungen hatten die Malerei entstellt."