Medienschau

Fridamania

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Debatte um die Beratende Kommission für NS-Raubgut, Blick in Frida Kahlos Fotoarchiv und Alexandra Grant über ihre Beziehung zu Keanu Reeves: Das ist unsere Medienschau am Montag

Debatte

2003 wurde von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden die Beratende Kommission für NS-Raubgut eingerichtet, um bei Differenzen über die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter zu vermitteln. Das ist allerdings seit der Gründung in nur 23 Fällen geschehen. Deshalb ist in den letzten Wochen eine Debatte darüber entbrannt, ob die Restitution von NS-Raubkunst in Zukunft anders geregelt werden kann. Swantje Karich und Marcus Woeller sprechen für die "Welt" mit Kunsthändlern und Juristen darüber, wie das aussehen könnte.

Kriminalität

Der Performancekünstler Sajan Mani wurde in Berlin Opfer eines Angriffs. Wie Plutonia Plarre in der "taz" berichtet, vermutet der Inder, der 2021 von der Akademie der Künste mit dem Kunstpreis Berlin geehrt wurde, hinter der Tat ein rassistisches Motiv. Die Polizei widerspricht, der Verdächtige sei mutmaßlich massiv psychisch gestört.

Ausstellung

Eine "Wundertüte moderner Kunst" nennt Eva-Marie Nagel in der "FAZ" die am Samstag eröffnete Sammlungspräsentation "Channeling" im Museum für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt, bei der die Kuratorin Julia Eichler und der Kurator Lukas Flygare ältere Werke sowie kürzlich erworbene Arbeiten zueinander in Beziehung setzen. Die Auswahl reicht von Isa Genzkens Skulpturen über Anne Imhofs Gemälde bis zu Juergen Tellers Fotografien. Dieser Ansatz könne eine Reaktion auf die Kritik sein, dass Susanne Pfeffer als MMK-Direktorin bislang einen Großteil der Ausstellungen selbst kuratierte und wichtige Werke der Sammlung ungezeigt blieben, deutet Eva-Marie Nagel an.

Über eine regelrechte "Fridamania", die große Faszination für die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo, schreibt Katharina Deschka in der "FAZ". Dieser Beisterung wird ab November in der neuen Ausstellung in den Opelvillen in Rüsselsheim Raum gegeben. Eine Schau, die sich allerdings nicht den Gemälden widmet, sondern den Fotografien aus ihrem 2007 geöffneten Archiv. Sie verspricht neue Einblicke in das Privatleben der Künstlerin. Bilder bekannter Fotografen wie Man Ray, Brassai und Edward Weston, aber auch Bilder ohne bekannten Urheber dokumentieren Frida Kahlos Leben mit ihren Weggefährten. Es werden zwar nur Faksimiles der Schwarz-weiß-Fotografien gezeigt, die sich zu Teilen im Frida-Kahlo-Archiv in Mexiko befinden, jedoch widmen diese sich Themen wie Kahlos Herkunft, Liebesleben, politischem Aktivismus und ihren künstlerischen Arbeitsmethoden.

Liebe

Alexandra Grant ist eine erfolgreiche Malerin (in Deutschland wird sie von der Galerie Carlier Gebauer verteten) und zufällig auch mit dem Hollywood-Star Keanu Reeves zusammen. Über die Beziehung – und was sie mit ihrer Arbeit zu tun hat – hat sie jetzt mit dem Magazin "People" gesprochen. "Er ist eine große Inspiration für mich. Er ist so kreativ, er ist so nett. Er arbeitet so hart." Grant sieht auch eine Parallele zur schauspielerischen Arbeit ihres Freundes: "Meine Arbeit ist eher eine private Performance, aber ich habe einen Text, den ich im Atelier in ein Gemälde, in ein Objekt interpretiere", sagt sie. "Er nimmt den Text im Privaten und verwandelt ihn dann in eine öffentliche Performance. Da gibt es eine Beziehung. Im Grunde genommen sind wir beide Lesende und Forschende. Wir interessieren uns beide für Menschen und für Figuren."

Es kommt nicht oft vor, dass beim Podcast "Fest & Flauschig" über bildende Kunst gesprochen wird, am Sonntag aber hat Host Ollie Schulz seinem Kollegen Jan Böhmermann die Liebesgeschichte von Marina Abramovic und Ulay erzählt (ab 1:00:00). Der Niederländer Ulay (eigentlich Frank Uwe Laysiepen) lernte Marina Abramović 1975 nach einer Performance in Amsterdam kennen. Sie hatte sich dabei verletzt, er pflegte ihre Wunden. Sie fotografierte wenig später eine seiner bekanntesten Aktionen, bei der er das Spitzweg-Gemälde "Der arme Poet" aus der Neuen Nationalgalerie in Berlin stahl. Abramovic und Ulay trennten sich standesgemäß bei einer Performance, bei der sie auf der Chinesischen Mauer drei Monate lang aufeinander zuliefen ("The Lovers", 1988). Er startete im Westen, sie im Osten. Berührend ihr erstes Zusammentreffen 22 Jahre später während Abramovićs Marathon-Performance im MoMA. Sie hatte sich zweieinhalb Monate lang Tag für Tag auf einen Stuhl gesetzt, um insgesamt 1565 Besuchern in die Augen zu schauen, still, der Körper unbewegt. Und dann saß ihr plötzlich Ulay gegenüber. Sie hatte Tränen in den Augen, nahm seine Hände. Ein intimer Moment. Über Millionen Menschen haben ihn auf YouTube gesehen. Dass er sie fünf Jahre später verklagte, berichtet Ollie Schulz nicht mehr (mehr Details zu der komplizierten Beziehung in unserem Ulay-Nachruf), aber dass die Geschichte immer wieder neu Menschen bewegt, zeigt die Tatsache, dass am Release-Tag der Podcastfolge ein weiterer Artikel aus dem Monopol-Archiv zu den meistgelesenen Texten des Tages auf der Monopol-Website gehörte.