Medienschau

"In diesem Drogen-Aquarium kristallisieren 1000 Liter Pipi"

artikelbild_monopol-medienschau

Die mächtige Unbekannte aus dem Zwirner-Clan, ein Seenotrettungsschiff als "Reallymade" fürs 21. Jahrhundert und eine Vitrine mit dem Urin von Berghain-Ravern: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Ausstellung

Benjamin Paul schreibt in der "FAZ" über die Fassadenarbeit der iranisch-deutschen Künstlerin Nairy Baghramian am Metropolitan Museum in New York, die er eine "antimonumentale Geste" und "Anti-Ästhetik" nennt: "Denn Bagh­ramians improvisierte, unfertige Skulpturen, mit ihrer nahezu hässlichen Erscheinung, bereiten einen kaum darauf vor, was einem dann im Met erwartet, unverändert der Tempel des guten Geschmacks in New York."

Ranking

Das "New York"-Magazin listet die 49 "mächtigsten New Yorker, von denen Sie noch nie etwas gehört haben", Menschen, die die Stadt tatsächlich anführen. Darunter ist auch Marlene Zwirner, Tochter des deutschen Galeristen David Zwirner und hier vorgestellt als "Megagalerie-Erbin (vielleicht)". "Marlene erledigt die Arbeit hinter den Kulissen, die das Funktionieren der Galerie ermöglicht", heißt es. Eine große Qualität, so legt es die "New York"-Autorin Adriane Quinlan hier nahe, liegt aber auch in darin, dass "Mars"darauf achtet, Arbeit und Freizeit nicht zu vermischen. "Keiner ihrer Ex-Maler, Lucien Smith und Dan Colen, ist bei Zwirner; obwohl sie jetzt mit Matthew Brown, dem frühreifen 20-jährigen Galeristen, zusammen ist, werden die beiden nicht zusammen auf roten Teppichen fotografiert." Außerdem im Ranking: Rujeko Hockley, Kuratorin am New Yorker Whitney Museum.

Das besondere Kunstwerk

Vor drei Jahren lud die Zweigstelle des Pariser Centre Pompidous in Metz zehn Künstlerinnen und Künstler ein, anlässlich des zehnten Geburtstags der Dependance ein Werk zu schaffen. Der Schriftsteller, Filmemacher und Politologe Sébastien Thiéry schlug einen "Erweiterungsbau" in Form eines Seenotrettungsschiffs vor - das erste, das eigens für die Bergung in Not geratener Migranten im Mittelmeer konzipiert wurde. Marc Zitzmann berichtet in der "FAZ", wie weit die Planungen zur "Navire Avenir", so der Name des geplanten Schiffes, vorangeschritten sind. 53 Leiterinnen und Leiter französischsprachiger Kulturinstitutionen haben jüngst zur Konkretisierung des Kunstwerks aufgerufen: Es handele sich "'um ein «Reallymade» für das 21. Jahrhundert, das aus der Endloswiederholung der Formen des Empörens und Beklagens ausbricht und eine affektive und effektive Beziehung zur Welt herstellt.'"

Und noch ein besonderes Kunstwerk, Werkbeschreibung à la "BZ": "In diesem Drogen-Aquarium kristallisieren 1000 Liter Pipi". Gemeint ist die Vitrinen-Skulptur "Hero’s Journey" von Sarah Ancelle Schönfeld, für das die Berliner Künstlerin Berghain-Raver-Urin in Regentonnen gesammelt und in eine Vitrine gefüllt hat. Nachdem es 2014 im Berghain in der Ausstellung "10"und 2017 in den Staatlichen Museen zu Berlin in der Ausstellung "Alchemie" ausgestellt wurde, ist es nun noch einmal in Erfurt zu sehen, bevor die gesammelte Flüssigkeit kontrolliert zu einem Kristall kondensiert.