Medienschau

"Erfolg, Applaus und Preise sind nicht nur etwas Positives"

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Choreograf Goecke bereut Hundekot-Attacke, Sicherheitslücke bei Christie’s, ein Gemälde unklarer Provenienz bei Neumeister: Das ist unsere Kunst-Presseschau am Mittwoch

Interview

Defne Ayas, die die der nächsten Ausgabe der Istanbul-Biennale kursieren sollte und dann zugunsten von Iwona Blazwick abgelehnt wurde, hat nach dem Bekanntwerden des Eklats ihr erstes Interview gegeben. Im Gespräch mit der der Journalistin Cansu Çamlibel von der Online-Zeitung T24 sagte die in Berlin lebende türkisch-niederländische Kuratorin, sie sei "überrascht", dass Blazwick zugestimmt habe, die nächste Istanbul-Biennale zu kuratieren, denn "sie hat ja für mich gestimmt". fügte aber hinzu, dass "nicht klar ist, welchen Umständen [Blazwick] selbst zum Opfer gefallen ist und was sie übernehmen musste". "The Art Newspaper" fasst das Interview auf Englisch zusammen.

Der ehemalige Choreograf der Staatsoper Hannover, Marco Goecke, bereut seine Hundekot-Attacke auf eine Journalistin vor einem halben Jahr. "Es ist tragisch, was passiert ist, und auch zu bereuen", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Er habe immer versucht, gerade bei der Arbeit ein guter Mensch zu sein. "Ich bin entsetzt und traurig, dass ich mit einer solchen Tat nun auch Teil des Schlechten bin", sagte er. Goecke hatte im Februar im Foyer des Opernhauses eine Kritikerin mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er der Journalistin vorgeworfen, immer "schlimme, persönliche" Kritiken zu schreiben. Das Staatstheater Hannover trennte sich nach dem Angriff von ihm. Goecke litt seinen Angaben zufolge vor dem Vorfall an einem Burn-out. "Erfolg, Applaus und Preise sind nicht nur etwas Positives: Es hat auch einen Preis, auf so einem Niveau zu arbeiten." Er habe dem Druck "körperlich und psychisch" nicht mehr standhalten können. Insofern sei die Attacke und der anschließende Rauswurf auch gut für ihn gewesen, da er "jetzt nicht einfach so weitermache". Er wüsste nicht, wo er "heute stehen würde mit dem Burn-out, den ich hatte".

Report

Silvia Anna Barrilà hat sich für die "Welt" in der Mode- und Designstadt Mailand Gegenwartskunst angeschaut: "Im Laufe der Jahre dank eines dichten Netzes von Privatsammlern als wichtigstes italienisches Zentrum für den Kunstmarkt etabliert, insbesondere was die Galerien betrifft."

Porträt

Gunda Bartels porträtiert für den "Tagesspiegel" den nordkoreanischen Künstler Sun Mu, der mit ironischer Pop-Art die Teilung Koreas thematisiert. "Sun Mu ist ein lockerer, angstfreier Typ. Ein Mann der direkten Botschaften und kräftigen Farben, subtil ist nichts in seiner Kunst, satirisch subversiv aber schon."

Museen

Der Diebstahl kostbarer Objekte aus dem British Museum in London hat eine Debatte über die Sicherheit der dort aufbewahrten Kulturgüter ausgelöst. Der britische Abgeordnete Tim Loughton, der einer parteiübergreifenden Parlamentariergruppe zum British Museum vorsteht, beschwerte sich auf BBC Radio 4’s Today über "unverhohlenen Opportunismus" aus Griechenland nach Bekanntwerden der Vorfälle. Anlass war eine Äußerung der Chefin des griechischen Archäologenverbands, Alexia Angelopoulou, die in Frage gestellt hatte, ob griechische Altertümer in London sicher seien. "Wir wollen dem British Museum sagen, dass sie nicht mehr behaupten können, griechische Kulturgüter seien im British Museum besser aufbewahrt", hatte Angelopoulou der BBC gesagt.

Kunstmarkt

In der "FR" berichtet Jana Ballweber über eine Sicherheitslücke beim Auktionshaus Christie’s, die den IT-Sicherheitsforscher André Zilch und Martin Tschirsich aufgefallen ist: "Wer einen Gegenstand oder ein Kunstwerk schätzen lassen wollte, um es über Christie’s zu verkaufen, musste zunächst online Fotos des Gegenstandes mitsamt einer Beschreibung hochladen. Wie die beiden Forscher in einem Blogeintrag beschreiben, war es aber ohne fortgeschrittene Computerkenntnisse theoretisch jeder beliebigen Person möglich, die Bilder potenzieller Verkäuferinnen und Verkäufer wieder herunterzuladen" – inklusive aller Metadaten der Fotos, die Auskunft über die Verkäuferinnen und Verkäufer geben. 

Am 21. September bei Neumeister in München ein Gemälde zur Auktion, dass eine bewegte Geschichte hat, die Ursula Scheer für die "FAZ" aufgeschrieben hat. 1943 kaufte Hildebrand Gurlitt für Hitlers "Führermuseum" das barocke Gemälde "Bergpredigt" von  Frans Francken. Bis zum 30. April 1945 hatte es in München im sogenannten Führerbau gelagert, das dann geplündert wurde. 2008 entdeckte der Münchner Kunsthistoriker Stephan Klingen das Bild in einer Episode der BR-Fernsehsendung "Kunst + Krempel", woraufhin das Bild beschlagnahmt wurde. Doch ob es aus jüdischem Vorbesitz stammt, ist immer noch unklar. "Aus dem Limbus der Ungewissheit wird das Gemälde auch die Versteigerung nicht erlösen. Wer immer es erwirbt, könnte Überraschungen erleben", schreibt Scheer. 

Ausstellungen

In der "NZZ" bespricht Marion Löhndorf die Fotoschau von Paul McCartney in der National Portrait Gallery und Philipp Meier Zanele Muholis Ausstellung im Kunstmuseum Luzern. Kathrin Bettina Müller schreibt in der "Taz" über die Ausstellung des Malers Bart van der Leck in der Raketenstation Hombroich. Judith von Sternburg hat für die "FR" Anton Kokl im Museum Wiesbaden gesehen. Der "Tagesspiegel" hat einen Videobericht zur Online-Ausstellung "De-Zentralbild" über Migrantinnen und Migranten in der DDR produziert: