Debatte
"Wozu soll das gut sein?", fragt Patrick Bahners in der "FAZ" nach Lektüre des neuen Gutachtens zur Antisemitismus-Klausel. "Die heutige Kunst überschreitet ständig die Grenzen zu den Sphären von Politik und Wissenschaft, und Bekenntnisse sind geradezu eine eigene Kunstform. Derselbe Realismus bestimmt die Sicht des Gutachtens auf die sozialen Tatsachen der staatlichen Kunstförderung. Die Auskunft, niemand habe einen Rechtsanspruch auf ein Stipendium, sieht davon ab, dass der deutsche Staat die Infrastruktur des Kunstsystems zu weiten Teilen unterhält und damit offenbar eigene wohlerwogene Zwecke verfolgt. Institutionen benötigen Vertrauen." Thomas E. Schmidt findet in der "Zeit", dass das Gutachten zur rechten Zeit kommt. Das "Gutachten erinnert die immerfort von Cancel Culture redenden Kritiker daran, dass der deutsche Staat sehr wohl das Recht, ja die verfassungsrechtliche Pflicht habe, rassistische und antisemitische Kunst im öffentlichen Raum zu verhindern."
Nach Antisemitismus-Vorwürfen im vergangenen Herbst wurde dem Berliner Kulturzentrum Oyoun die Fördergelder gestrichen. Die Geschäftsführerin Louna Sbou hat daraufhin die Senatskulturverwaltung verklagt. Jetzt berichtet sie in der "taz" über den Stand der Dinge: "Sie hoffen wohl, dass wir aufgeben. Aber das tun wir nicht, wir kämpfen bis zum Ende. Das sind wir nicht nur uns und den Communities schuldig, sondern auch allen anderen Kultur- und Kunstprojekten, die gerade den Atem anhalten und sich nicht trauen, was zu sagen, aber sehr solidarisch sind uns gegenüber. Es hätte ja bis vor kurzem niemand gedacht, dass die Politik so im Nacken von Kunst und Kultur hängt und so einen Druck ausübt. Ich finde das gefährlich."
Kunstmarkt
Der "Guardian" hat noch ein Kunstwerk ausfindig gemacht, dass Damien Hirst mit einem falschen Datum versehen hat: "Ein in Formaldehyd konservierter Hai von Damien Hirst, der von amerikanischen Milliardären gekauft wurde, wurde auf die 1990er Jahre datiert, obwohl er erst 2017 hergestellt wurde. Der in drei Teile zerlegte 4-Meter-Tigerhai ist das Herzstück einer Luxusbar im Palms Casino Resort in Las Vegas. Er wurde zum ersten Mal vor sechs Jahren im Casino ausgestellt, mit dem Titel: The Unknown (Explored, Explained, Exploded), 1999. Eine Untersuchung des Guardian hat jedoch ergeben, dass die Skulptur im Jahr 2017 entstanden ist, fast zwei Jahrzehnte nach dem Datum, das dem Werk öffentlich zugeschrieben wurde. Die Skulptur wurde von den Milliardärsbrüdern Lorenzo Fertitta und Frank Fertitta III gekauft, und es wird vermutet, dass sie rund 8 Millionen Dollar gekostet hat." Damit wären es nach der "Guardian"-Enthüllung vor einigen Tagen insgesamt vier Kunstwerke, die Hirst als älter ausgegeben hat, als sie tatsächlich sind. Lesen Sie hier einen Monopol-Kommentar zu diesen Tricksereien von Daniel Völzke.
Das Berliner Auktionshaus Grisebach versteigert im Mai 33 Zeichnungen und Grafiken aus der Sammlung des Ex-Galeristen Rudolf Zwirner. Susanne Schreiber wirft im "Handelsblatt" einen Blick auf das Konvolut. "Das Überraschende ist, dass sich Zwirner privat auch mit Alter Kunst umgab. Für einen einflussreichen Galeristen für zeitgenössische Kunst eher verblüffend. Dass Zwirner 'seine' Stammkünstler mit den großen Alten Meistern maß, war nur wenigen bekannt. Allenfalls das eine oder andere veröffentlichte Foto von Interieurs seines Berliner Wohnsitzes deuteten darauf hin."
Der Ex-Ehemann des ermordeten New Yorker Galeristen Brent Sikkema wurde am Mittwoch in New York verhaftet, berichtet "ArtNews". Alejandro Triana Prevez , ein 30-jähriger Kubaner, hat den Mord an Sikkema gestanden, aber sein Anwalt sagte, dass er von Daniel Sikkema dazu gedrängt wurde.
Film
Auf eine Fortsetzung der Horrorkomödie "Beetlejuice" mussten Fans lange warten, doch nach 36 Jahren ist es bald so weit: Das Studio Warner Bros. veröffentlichte den ersten Trailer für "Beetlejuice Beetlejuice" mit Verweis auf den Kinostart am 6. September. In dem Video taucht der titelgebende Poltergeist Beetlejuice (Michael Keaton) mit wirren, grünen Haaren kurz auf, zum Schrecken von Lydia Deetz (Winona Ryder). In dem Original-Hit von 1988 spielte Ryder die junge Lydia, die mit ihren Eltern in ein Haus zieht, dessen Bewohner bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Das gestorbene Ehepaar (gespielt von Alec Baldwin und Geena Davis), das in seiner Villa verweilen möchte, heuerte damals den durchgedrehten Poltergeist Beetlejuice an, um die neuen Hausbewohner zu vergraulen. Immer, wenn sein Name dreimal hintereinander ausgesprochen wurde, war der wilde Geist zur Stelle. In der Fortsetzung holt nun Lydias Teenager-Tochter Astrid (Jenny Ortega) in der verschlafenen Ortschaft Winter River den Geist versehentlich zurück. Tim Burton kehrt als Regisseur zurück, auch Catherine O'Hara ist in der Rolle als Lydias Mutter Delia Deetz wieder dabei. Neu hinzu kommen neben "Wednesday"-Star Ortega unter anderem Willem Dafoe, Monica Bellucci und Justin Theroux. Hollywood-Star Brad Pitt ist mit seiner Produktionsfirma als ausführender Produzent beteiligt.
Schauspielerin Sandra Hüller kommt nach ihren internationalen Kino-Erfolgen mit einem deutschen Film zurück in die Kinos. Die 45-Jährige ist Teil von "Zwei zu eins", einer Komödie von Natja Brunckhorst. Auch Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner und Peter Kurth spielen mit. Der Film kommt am 25. Juli in die Kinos. "Zwei zu eins" spielt in Halberstadt in Sachsen-Anhalt im Jahr 1990 und bezieht sich auf ein historisches Ereignis: Nach der Währungsumstellung wurden Millionen wertlos gewordene DDR-Geldscheine in Halberstadt in einem nicht mehr benutzten Stollen eingelagert. Der Schatz wurde eingemauert und eingeschlämmt. Diebe verschafften sich anschließend illegal Zutritt zu dem Stollen und klauten Geldscheine. Darum geht es auch im Film. Die Freunde Maren (Hüller), Robert (Riemelt) und Volker (Zehrfeld) finden eher zufällig die eingelagerten DDR-Millionen - und schmuggeln anschließend Rucksäcke voller Geld heraus. Gemeinsam mit ihrem Umfeld entwickeln sie der Ankündigung zufolge ein ausgeklügeltes System, um das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen und "den anrauschenden Westlern und ihrem Kapitalismus ein Schnippchen zu schlagen". Am Freitag wurde ein erster Trailer veröffentlicht:
Das besondere Kunstwerk
Die Simpsons sollen schon mehrmals die Zukunft vorhergesagt haben. Nun aber passt sich die Zukunft der gelben Comic-Familie an: Wie in einer Folge von 1996 geschildert, spielt die Hip-Hop-Band Cypress Hill in diesem Sommer ein Konzert mit dem London Symphony Orchestra (LSO). "Ein Traum wird wahr, es ist eine Zusammenarbeit, wie sie nur die Simpsons vorhersagen konnten", wurde die Band zitiert. "Wir sind begeistert, dass wir mit dem London Symphony Orchestra an einem so prestigeträchtigen Veranstaltungsort wie der Royal Albert Hall auftreten." Lucy Noble vom Veranstalter AEG sagte mit Verweis auf den fiktiven Wohnort der Simpsons: "Es ist lange her, dass sich diese beiden legendären Acts in Springfield zusammengetan haben, aber wir wissen, dass sich das Warten auf das Original lohnen wird." Das Konzert soll am 10. Juli stattfinden. LSO-Dirigent Troy Miller hat einige Songs der Band für sein Orchester arrangiert. In der Simpsons-Folge "Homer auf Tournee" (Original: Homerpalooza) fragt ein Mitarbeiter die Bands bei einem Festival, wer denn das LSO für seinen Auftritt gebucht habe - "womöglich, als sie high waren" - und ergänzt: "Cypress Hill, ich schaue Euch an." Die drei Hip-Hopper gestehen nach kurzer Beratung, dass sie verantwortlich seien. "Könnt Ihr "Insane in the Brain" spielen?", fragt das Trio die in Frack und Fliege gekleideten Orchestermusiker. Antwort: "Normalerweise spielen wir Klassik, aber wir können es mal versuchen." Daraufhin musizieren sie gemeinsam. Die Simpsons-Autoren sollen schon mehrfach die Zukunft korrekt vorhergesagt haben - unter anderem war schon lange vorher in der US-Serie zu sehen, dass Donald Trump einmal US-Präsident wird.