Medienschau

Der Fingerabdruck von Thomas Ruff auf einem gefälschten Ruff

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Thomas Ruff als Zeuge vor Gericht, Marilyn Minter über Sex im Alter und Streit um Bradley Coopers Nasenprothese in "Maestro": Das ist unsere Kunstpresseschau vom Donnerstag

Interview

Der Kunstverein München wird 200 Jahre. In der "taz" spricht Tal Sterngast mit der aktuellen Direktorin Maurin Dietrich und den ehemaligen Direktor Bart van der Heide. Der Letztere ist heute Chef des Museion in Bozen und kann deshalb auch Kritik an der Struktur von Kunstvereinen äußern: "Die Macht im Kunstverein liegt beim Vorstand. Und vielleicht hat man da mit Leuten zu tun, für die der Kunstverein und damit deine eigene Arbeit nur ein Hobby ist. Sie können die ganze Mitgliederschaft gegen dich aufbringen.

Kunstmarkt

Der "Spiegel" berichtet erneut von dem Berliner Prozess wegen Kunstbetrugs, bei dem Stephan Welk auf der Anklagebank sitzt. Diesmal geht es um den Auftritt des Künstlers Thomas Ruff als Zeuge vor dem Landgericht. "Ruff tritt an den Tisch, nimmt die Handschuhe und zögert. 'Muss der Künstler seine eigenen Werke mit Handschuhen anfassen?', fragt er. Seine eigenen Werke? Ein Verteidiger wiederholt Ruffs unbedachte Formulierung. Gelächter im Saal. Ruff lacht mit. Welche Bedeutung hätte wohl der Fingerabdruck des echten Thomas Ruff auf einem falschen Thomas-Ruff-Werk? Eine Frage, die dem Künstler vermutlich gefällt. Er zieht die Handschuhe an."

Fotografie

Für die "My Best Shot"-Kolumne des "Guardian" spricht Marilyn Minter über ihr neues Buch "Elder Sex". Sie zeigt darin die Erotik älterer Paare mit visueller Wucht: "Es sind keine perfekten Körper, aber das ist jedermanns Zukunft", sagt die Künstlerin, "und ich wollte zeigen, dass sie nicht dieser trostlose, unfruchtbare Ort ist. Sex ist ein natürlicher menschlicher Instinkt, der nicht verschwindet."

Debatte

Hollywood-Star Bradley Cooper ist mit seiner Darstellung des berühmten Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein (1918-1990) in dem Film "Maestro" in die Kritik geraten. Stimmen im Netz halten ihm vor, mit einer Nasenprothese jüdische Stereotype zu bedienen. Zudem werfen sie die Frage auf, ob Bernstein als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer nicht besser von einem jüdischem Schauspieler verkörpert worden wäre. Cooper, der bei dem Musikdrama auch Regie führt, hat nun aber Schützenhilfe von den drei Kindern Bernsteins erhalten. Cooper habe bei der Schaffung des Porträts über ihre Eltern "tiefen Respekt" und "Liebe" für dieses Projekt gezeigt, schrieben Jamie (70), Alexander (68) und Nina Bernstein (61) auf X. Ihr Vater habe tatsächlich eine "schöne, große Nase" gehabt. Sie seien vollkommen damit einverstanden, dass Cooper nachgeholfen habe, diese Ähnlichkeit herzustellen. Das wäre bestimmt auch ihrem Vater recht gewesen. Sie könnten es kaum erwarten, dass die Welt Coopers Schöpfung sehen wird. Netflix hatte den ersten "Maestro"-Trailer am Dienstag ins Netz gestellt. "Maestro" feiert Anfang September bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere. Nach dem Kinostart im November soll der Film am 20. Dezember bei Netflix zu sehen sein.

Heftvorstellung

Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr stellt auf Detektor FM unsere Septemberausgabe vor, die am Freitag erscheint: