Medienschau

"Malen ist das Allerbeste"

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Hatte das Sammlerpaar Ludwig eine "Kolonialherren-Attitüde"? Was tun mit der Ostmoderne? Können wir den Verlust der Wagner-Skulpturen von Ottmar Hörl verkraften? Das ist unsere Kunstpresseschau vom Mittwoch

Debatte

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) will sich für den Erhalt der Baukultur aus der Zeit der DDR einsetzen. "Die Debatte um die Ostmoderne und die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe der DDR hat in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen", sagte Schüle den "Potsdamer Neuesten Nachrichten". "Ich habe mich immer als eine Ministerin verstanden, die sensibel mit dem kulturellen Erbe umgeht. Und die Ostmoderne gehört definitiv dazu." Daher gebe es im Dopelhaushalt 2023/24 erstmals einen eigenen Titel für den Erhalt der Ostmoderne, sagte die Ministerin. Und mit der Eröffnung des diesjährigen Kulturlandjahres sei das Ministerium bewusst nach Eisenhüttenstadt gegangen. "Denn die Menschen dort verbinden sehr viel mit den Bauten der Ostmoderne." Schüle bedauerte den bevorstehenden Abriss des "Generalshotels" auf dem Gelände des Flughafens BER. In der zwischen 1947 und 1950 gebauten Villa wurden früher Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR empfangen. "Ich hätte mir gewünscht - und ich habe mich auch beim Bund dafür eingesetzt - dass es eine Möglichkeit gibt, das 'Generalshotel' zu erhalten", sagte die Ministerin. "Das war leider erfolglos." Der Abriss soll im September beginnen.

Porträt

Gunda Bartels hat für den "Tagesspiegel" die Künstlerin Heike Kati Barath im Berliner Atelier besucht, wo die Professorin für Figurative Malerei an der Hochschule für Künste Bremen für ihr Medium schwärmt: "Malen ist das Allerbeste. Ich habe etwas in der Hand, eine Leinwand vor mir, kann einfach anfangen. Diese Direktheit finde ich sensationell, nach wie vor."

Kunstmarkt

Hans-Joachim Müller fragt in der "Welt" anlässlich eines neuen Interviewbandes: Wie haben es Irene und Peter Ludwig geschafft, eine der bedeutendsten Kunstsammlungen aufzubauen? Und auch nach den Beschränkungen der Sammlung: "Peter und Irene Ludwig waren typisch europäische Intellektuelle in einer Zeit, in der 'Globalisierung' noch als Ziel kapitalistischen Wirtschaftens galt und die halbe Welt Anschluss an das Fortschrittsdesign der sogenannten Westkunst suchte. Dem woken Gewissen ist heute ein einziges Rätsel, wie beim Triumph der transatlantischen Siegerkultur niemand das Gefühl hatte, doch wieder in die alte Kolonialherren-Attitüde verfallen zu sein."

Ausstellung

Freya Dieckmann hat sich für den "Spiegel" Ana Prvačkis Installation "Apis Gropius" im Berliner Gropius Bau angeschaut,  Philipp Meier für die "NZZ" Chiharu Shiotas Ausstellung im Haus Konstruktiv in Zürich, Jens Müller für den "Tagesspiegel" Wandmalerei von Bridget Riley in dem größten Berliner Raum der Galerie Hetzler. 

Museen

Knapp drei Jahre nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut hat das von der Detonation stark beschädigte Sursock-Museum in der libanesischen Hauptstadt wieder eröffnet, im "Tagesspiegel" berichtet Nadia von Maltzahn.

Das besondere Kunstwerk

Mehr als 100 goldfarbene Wagner-Skulpturen hat der Künstler Ottmar Hörl Ende Juli vor dem Bayreuther Festspielhaus installiert - nun sind sie alle weg. Judith von Sternburg schreibt dazu in der "FR" eine schöne Glosse: "Nun ist es so, dass Ottmar Hörls Richard-Wagner-Figuren einem auf die Nerven gehen können. Andererseits sind sie possierlich. Andererseits geht es immerhin um Richard Wagner. Andererseits muss ein bisschen Spaß schon sein. Andererseits ist es wegen des ganzen Personenkults ernsthaft gut, dass sie possierlich sind."