Medienschau

"Wenn ein Pogrom gegen Juden stattfindet, scheint das für viele akzeptabel zu sein"

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Eine Tagung zum Antisemtismus im Kunstbetrieb, Schweigen im Angesicht des Terrors und Anselm Kiefer gestaltet "Welt"-Ausgabe: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Debatte

"Wie spricht man in diesen Tagen, in denen das wohl größte Pogrom gegen Juden seit der Shoa passiert, über Antisemitismus in Deutschland? Konkret im Kunst- und Kulturbetrieb?" Diese Fragen stellt Erica Zingher in ihrem "taz"-Bericht zu dem Kongress "Reclaim Kunstfreiheit. Antisemitismuskritik, Kunst und Kultur", der seit Dienstag läuft und eigentlich als Reaktion auf die Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Documenta fifteen organisiert wurde. "Antisemitische Kritik an Israel gehört in der Szene zum guten Ton", schreibt Erica Zingher. Und zitiert Stella Leder vom Institut für Neue Soziale Plastik, das die Tagung organisiert hat: "Wir bekommen aktuell mit, wie sich Kurator:innen, Künst­le­r:in­nen und andere Menschen aus dem Kunst- und Kulturbereich kritisch zu Israel äußern, wie sie Gewalt verharmlosen. Wenn ein Pogrom gegen Juden stattfindet, scheint das für viele akzeptabel zu sein."

Der tschechisch-deutsche Medienkünstler und Professor Michael Bielicky beklagt sich in einem "NZZ"-Interview mit Andreas Scheiner, das leider voller Andeutungen bleibt, über seine Kollegen an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe: "Ein Professor hat einmal über die Mailingliste der Hochschule, was ohnehin tabu ist, Schriften über das Anliegen der BDS verschickt. Wo sind diese Stimmen jetzt? Die sind alle still. Aber ich ahne, dass es in meiner unmittelbaren Nähe sehr wahrscheinlich ambivalente Gefühle, sogar Sympathien für die Greueltaten der Palästinenser gibt, die in ihrem Gestus Parallelen zu Naziverbrechen haben. Schweigen ist auch ein Statement." 

Porträt

Die Printausgabe der "Welt" erscheint heute als von Anselm Kiefer gestaltete Künstler-Edition, hier gibt es einen Einblick.  Hans-Joachim Müller schreibt dazu ein Porträt. "Keiner malt so gewaltige Landschaften, keiner baut aus gratigen Felsen so ungetüme Räume, bedeckt sie mit Schnee und Nebel und Wolken und lässt die brüchige Farbe wie Flechten an ihnen hochwachsen, keiner hält den sinnlichen Mal-Fluss auf einer Leinwand, die auch schon mal sechs Meter messen kann, so sicher durch wie Anselm Kiefer."

Stil

Die New Yorker Schauspielerin und Mode-Ikone Julia Fox hat der US-Talkshow "The View" berichtete sie nun davon, wie sie als 18-Jährige das Schauspielern gelernt habe - als Domina in einem BDSM-Club in Manhattan. "Vieles daran ist Rollenspiel, Kostümspiel." Jeder der etwa fünf Kunden am Tag habe etwas anderes gewollt - vom bösen Schulmädchen bis zur Nonne. "Ich hatte all die Kostüme vorrätig", so Fox. "Und so habe ich damals das Spielen gelernt."

US-Schauspielerin Scarlett Johansson lobt Kollegin Pamela Anderson für ihren weitgehend ungeschminkten Auftritt bei der Pariser Fashion Week. "Das ist eine starke Botschaft für Frauen", sagte Johansson dem Onlinemagazin "Popsugar" in einem Interview. Zu sehen, wie andere Frauen Schönheitsideale ablehnten, sei sehr kraftvoll. Und es sei definitiv etwas Neues, eine berühmte Frau zu sehen, die derart in der Öffentlichkeit stehe und ungeschminkt auf eine Modeschau gehe, betonte Johansson: "Das ist einfach sehr anders als das, was wir gewohnt sind."