Medienschau

"Es ist nur so ein Verdacht manchmal"

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Deep Talk mit Henrike Naumann, überall Kunstmessen und Galerienfestivals, Streit um den Namen "Tacheles": Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Vor ziemlich genau elf Jahren wurde das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte geräumt. Da war das besetzte Haus längst eine Touristenattraktion, ein Nippesladen voller effekthascherischer Schweißkunst und ein Feigenblatt für ein Berlin, in dem die Freiräume für selbstverwaltete Subkulturen nach und nach zugebaut wurden. Jetzt wird das inzwischen luxussanierte ehemalige Kaufhaus zur neuen Heimat des Ausstellungshauses Fotografiska. Das Tacheles-Archiv wirft der Kunstinstitution den "Diebstahl" des Namens vor und sieht den eigenen Ruf beschädigt. Aber ist es nicht eher der Immobilieninvestor, der das gesamte Areal unter dem Titel "Am Tacheles" vermietet", den man diesen Vorwurf machen könnte, fragt Christian Meixner in ihrem "Tagesspiegel"-Kommentar:  "Auf der Website von Fotografiska findet sich hingegen kein einziger Hinweis auf den alten Namen. Auf Rundgängen durch das Haus bittet Direktor Yousef Hammoudah darum, das Fotografiska nicht mit dem alten Namen zu verbinden."

Interview

Ein episches Gespräch von 90 Minuten führt Marietta Schwarz mit der Künstlerin Henrike Naumann in den "Zwischentönen" von Deutschlandfunk. Darin geht es, wie immer in dieser Sendung, auch um Musik, die für die jeweiligen Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen wichtig ist.

Porträt

Peter Richter porträtiert in der "SZ" die Berliner Künstlerin Nairy Baghramian, deren Skulpturen in den kommenden Monaten an der Fassade des New Yorker Metropolitan Museums zu sehen sind. In Deutschland sei die Kunst von Baghramian bisher eher verschlafen worden, schreibt Richter. "Kann es sein, dass 'die Leute mit den ungewöhnlicheren Namen' (Baghramian) hierzulande zwar gern benutzt werden, um Künstlerlisten vorbildlich divers aussehen zu lassen, dass man von ihnen aber dann doch am allerliebsten Verhandlungen ihrer Herkunft und ihres Hierseins, Autobiografisches und Identitäres hätte? Es ist nur so ein Verdacht manchmal."

Kunstmarkt

Es ist Galerien- und Messesaison! Die Zeitungen bilanzieren das Galerienwochende DC Open in Düsseldorf und Köln ("FAZ"), die Wiener Kunstmesse Vienna Contemporary und das Galerienfestival Curated by ("FAZ", "Der Standard", "Handelsblatt", "Die Presse", Monopol), die Kunstmesse Armory Show und Parallelmessen in New York ("FAZ", "Handelsblatt") und die Kunstmesse Frieze in Seoul ("Der Tagesspiegel").

Film

Die Verleihung des Goldenen Löwen des Filmfestivals Venedig an den Film "Poor Things" des griechischen Regisseurs Giorgos Lanthimos hat in den griechischen Medien Begeisterung ausgelöst. Die größte Sonntagszeitung "To Vima" meinte: "Und das ist der erste Schritt in Richtung einer brillanten Zukunft des Films, alles deutet darauf hin, dass der Film für den Oscar nominiert wird." Das Athener Nachrichtenportal Protothema titelte: "Triumph in Venedig". "Poor Things" ist eine experimentelle Variation der Frankenstein-Geschichte mit der US-Schauspielerin Emma Stone in der Hauptrolle. Weitere Rollen sind mit Willem Dafoe und Mark Ruffalo besetzt und auch die deutsche Schauspielerin Hanna Schygulla ist kurz zu sehen. Unsere Bilanz der Filmfestspiele lesen Sie hier.