Medienschau

"Ich bin eine Don-Quijote-Figur"

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16.000 Künstler, bei denen sich die KI von Midjourney bedient hat, Stefan Simchowitz als Kandidat für die Republikaner und Debatte um Antisemitismus-Klausel: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Antisemitismus-Debatte

Skeptisch schaut Thomas Thiel in der "FAZ" auf die Idee der Berliner Senatsverwaltung, Empfänger von öffentlichen Fördergeldern mittels einer Klausel zum Bekenntnis gegen Antisemitismus verpflichten: "Das Unbehagliche ist, dass sie an eine Bekenntniskultur anknüpft, die Künstler unter den Zwang setzt, sich ständig zu positionieren, was in anderer Richtung schon zu vielen kenntnislosen Kommentaren über den Nahostkonflikt beigetragen hat. Sie macht Vorgaben, die sich von selbst verstehen, und am Ende doch nur am Ergebnis geprüft werden können."

KI

Listen mit den Namen von mehr als 16.000 Künstlern, die angeblich zum Training des generativen Programms für künstliche Intelligenz (KI) Midjourney verwendet wurden, sind im Internet aufgetaucht und haben die Debatte über Urheberrecht und Zustimmung bei der KI-Bilderstellung neu entfacht. Unter den Namen seien auch Frida Kahlo, Walt Disney und Yayoi Kusama, berichtet "The Art Newspaper". Die Zeitung gibt auch einen praktischen Hinweis für Kunstschaffende, wie sie eine Verwendung ihres Werkes verhindern können: "Die Website haveibeentrained.com ist auch unter Künstlern weit verbreitet und bietet die Möglichkeit zu sehen, ob das eigene Werk als Trainingsbild in ein generatives KI-Programm aufgenommen wurde. Außerdem gibt es dort ein 'Do Not Train'-Register, das Werke von der Aufnahme in kooperierende Datensätze ausschließt."

Kunstmarkt

Der umstrittene Produzent, Sammler und Kunstberater Stefan Simchowitz will für den US-Senat kandidieren, meldet "The Art Newspaper". Der in Los Angeles lebende Kunsthändler - eigentlich Südafrikaner - tritt als einer von fünfzehn Republikanern an, die sich um den Titel bewerben. Er glaube jedoch nicht, dass er eine echte Chance auf den Sieg hat. "Ich bin eine Don-Quijote-Figur", sagte er gegenüber "The Art Newspaper". "Ich trete an, um eine Plattform aufzubauen, die ich für richtig und fair halte."

Podcast

Die Künstlerin Britta Thie spricht im "Zeit"-Podcast "Und was machst du am Wochenende?" über ihre nostalgisch-inspirierte Freizeitgestaltung – und ihren Umgang mit Schlaflosigkeit.

Film

Nach mehr als 20 Jahren ist das Lied "Murder on the Dancefloor" zurück in den britischen Charts - wegen des gehypten Films "Saltburn". Schauspieler Barry Keoghan tanzt zu dem Lied in einer entscheidenden Szene nackt durch ein großes Anwesen. In Großbritannien landete das Lied von Sophie Ellis-Bextor nun auf Platz acht, wie die Official Charts Company am Freitag bekanntgab. Es sei dank des "Saltburn"-Effekts erstmals seit 22 Jahren wieder in den Top Ten. Die schwarze Komödie "Saltburn" erzählt von einem Studenten (Keoghan) im englischen Oxford, der sich mit einem reichen und schönen Kommilitonen (Jacob Elordi) anfreundet. Gemeinsam verbringen sie den Sommer auf dem Landsitz der Familie. Mit fatalen Folgen. Regisseurin Emerald Fennell hat mit "Promising Young Woman" einen Oscar für das beste Originaldrehbuch gewonnen, in ihrem neuen Film setzt sie sich nun satirisch mit der britischen Oberschicht auseinander. Der Film wird auch wegen seiner ungewöhnlichen Sexszenen und brutalen Wendungen diskutiert (hier die Monopol-Kritik). "Murder on the Dancefloor" ist nicht das erste Lied, das wegen eines Films oder einer Serie zurück in die Charts gelangt. Kate Bushs "Running Up That Hill" schaffte es dank der Serie "Stranger Things" zurück in die Hitlisten und nach 37 Jahren erstmals auf die Eins. Sängerin Ellis-Bextor hat mit dem Erfolg nach eigenen Angaben nicht gerechnet. "Es fühlt sich wirklich magisch an", sagte sie einem BBC-Bericht zufolge.

Bühnenshow

Elvis Presley soll bald in digitaler Form wieder auf der Bühne stehen, berichtet die britische Nachrichtenagentur PA. Für die Hologrammshow sollen Tausende private Fotos und Videoaufnahmen genutzt werden. "Elvis Evolution" soll im November 2024 Premiere in London feiern - es seien auch Shows in Las Vegas, Tokio und Berlin geplant. "Elvis hat weltweit den Status eines Superstars", sagte der Chef des Unternehmens Layered Reality, Andrew McGuinness, nach Angaben von PA. Die Menschen würden nicht länger nur dasitzen und passiv Unterhaltung konsumieren wollen, sondern sie wollten Teil davon sein. In London steht bereits die schwedische Popband Abba virtuell auf der Bühne - für die Konzertshow "Abba Voyage" wurden Avatare der Musikerinnen und Musiker geschaffen. Auch die US-Rockgruppe Kiss hat schon Avatare von sich vorgestellt. Das Unternehmen Authentic Brands Group, dem Elvis Presley Enterprises gehört, versprach nun Fans einen neuen Weg, auch Presleys Lebenswerk zu erleben. Die Regisseurin Sofia Coppola setzt sich gerade in einem neuen Kinofilm mit Elvis und dessen Ex-Frau Priscilla und der schwierigen Beziehung der beiden auseinander, nicht unbedingt gelungen, findet Saskia Trebing von Monopol.

Vielleicht wird auch Rage Against the Machine einmal digital auferstehen, doch live werden sie wohl nicht mehr auftreten, schrieb Schlagzeuger Brad Wilk jetzt bei Instagram. Es tue ihm leid für diejenigen, die darauf gewartet haben, dass dies geschehe. Rage Against The Machine hatten sich 1991 in Los Angeles gegründet. Im Jahr 2000 löste sich die Band auf. 2007 kamen Sänger Zack de la Rocha, Gitarrist Tom Morello, Bassist Tim Commerford und Drummer Brad Wilk wieder zusammen und feierten diese Reunion mit einer Tour. 2011 trat die Band wieder in Originalbesetzung in Los Angeles auf. Im Februar 2020 kündigten die vier Musiker eine neue Welttournee an, die wegen der Corona-Krise kurz vor Start abgesagt werden musste. 2022 holte die Band die Tour nach, allerdings zog sich Sänger Zack de la Rocha laut eigenen Angaben bei dem zweiten Konzert einen Riss an der Achillessehne zu, weshalb die Band mehrere geplante Auftritte für 2022 und 2023 absagte. Die Termine wurden bislang nicht nachgeholt - und werden es nun vermutlich auch nicht mehr.