Mit aufgeklebtem Western-Schnauzer und amerikanischem Akzent hat die deutsche Schriftstellerin Mara Genschel das Publikum beim Bachmann-Wettlesen begeistert. Mit ihrer Performance konterkarierte Genschel am Freitag den sonst weitgehend ernsten Charakter des Wettbewerbs im österreichischen Klagenfurt.
In ihrem Beitrag "Das Fenster zum Hof" schlüpfte die aus Bonn stammende Künstlerin in die Rolle eines Cowboys und Drehbuchautors, der in Berlin lebt und ein obsessives Interesse an einer Lyrikerin entwickelt. Die Lesung steckte voller Anspielungen auf den Literaturbetrieb, inklusive genuschelter Auflistung der diesjährigen Bachmann-Mitbewerber. "Es war ein Vergnügen und eine Freude, dem zuzuhören", sagte Juror Klaus Kastberger, doch mehrere andere Jurymitglieder fanden die Performance anstrengend und den Text schwach.
Begeistert zeigte sich die Jury am zweiten der drei Lesetage hingegen über Ana Marwans fein gestaltete Erzählung "Wechselkröte". Darin beschreibt die aus Slowenien stammende Autorin eine Frau, deren zurückgezogenes Leben im Einfamilienhaus mit Garten und Swimmingpool von einer unerwarteten Schwangerschaft erschüttert wird. Die Österreicherin Barbara Zeman erzählte in "Sand" ebenfalls über eine Frau in einer existenziellen Situation.
Der in der Schweiz lebende irakische Exil-Autor Usama Al Shahmani erntete Zustimmung und Kritik für sein "Porträt des Verschwindens", während sein Berliner Kollege Behzad Karim Khani mit seiner Gefängnis-Erzählung nicht vollständig überzeugen konnte. Am Sonntag wird der mit 25 000 Euro dotierte Literaturpreis verliehen.