Medienschau

"Männer malten, Frauen wurden gemalt"

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Handy-Fotos machen die Welt zum kapitalistischen Spektakel, Caspar David Friedrich von der Schweiz aus gesehen und eine kleine Kulturgeschichte des übergriffigen Kusses: Das ist uns Presseschau am Dienstag

Debatte

Seit einer Woche wird über den übergriffigen Kuss des spanischen Verbandsbosses Luis Rubiales diskutiert. "Spiegel"-Redakteurin Ulrike Knöfel nimmt das zum Anlass, über die Darstellung der Verbindung von Macht und Intimität in der Kunstgeschichte nachzudenken. "In der Kunst waren die Rollen lange so verteilt: Männer malten, Frauen wurden gemalt. Und sehr oft mussten die sich auf den Leinwänden wie eine erotische Offerte rekeln, hinter durchsichtigen Schleiern posieren. So sieht das kulturelle Bilderreservoir der westlichen Welt aus."

Es wird immer schwieriger, Bilder zu machen, die nicht dem Kommerzdenken entsprechen, schreibt Fotograf und Autor Jörg M. Colberg in der "taz" in einem Essay übers Fotografieren mit Handys. "Die Welt, von der wir unsere Bilder machen, sieht nicht so aus, wie es unser Handy zeigt. Aber es sind auch am Ende nicht unsere Fotos, die wir machen. Stattdessen bekommen wir 'eine Anschauung der Welt', so der Filmemacher Guy Debord, 'die sich vergegenständlicht hat': die Welt als kapitalistisches Spektakel."

Porträt

Das "heute journal" des ZDF berichtet über den nordkoreanischen Maler Sun Mu berichtet, der aus dem Exil das Regime seines Heimatlandes kritisiert. Seine Arbeiten sind zurzeit in Berlin zu sehen.

"fluter", das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung, porträtiert die junge Malerin Tabi und den Rapper Armando, denen die Kunst durch Dauerkrisen und Konservatismus im Irak hilft:


Nachruf

Hans-Joachim Müller verabschiedet in der "Welt" Claude Ruiz-Picasso, der gerade mit 76 Jahren gestorben ist und der laut Müller nicht besonders glücklich im Dienst seines "Übervaters" Pablo Picassos war.

Ausstellungen

Die "Baseler Zeitung" bespricht eine Ausstellung von Caspar David Friedrich im Kunstmuseum Winterthur: In der Romantik sehe man heute die Gefühle der Klimabewegten, schreibt Christoph Heim. Für die "SZ" hat Kia Vahland die Ausstellung gesehen und meint: "Es tut gut, nun einmal einen unbefangenen, ausländischen Blick auf wichtige Werke des sperrigsten aller Romantiker zu erleben."

Michael Bartsch schreibt in der "taz" über die Jenaer Ausstellung "Der große Schwof" über Partys in der Spätphase der DDR: "Anders als heute avancierte jeder Fest- und Feierteilnehmer in der Gartensparte, der Boheme oder in der kirchlichen Nische auch zum Mitgestalter, zum Laien­star, zum Volkskünstler. Incentive-Agenturen oder professionelle Event-Anmache teilten das Ereignis noch nicht in aktive Produzenten und konsumierendes Publikum." Mehr Bilder hier.