Restitutionsdebatte

Maas: Rückgabe kolonialer Kulturgüter Frage der Gerechtigkeit

Heiko Maas (M) am Mittwoch beim Nato-Außenministertreffen im Nato-Hauptquartier in Brüssel
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Heiko Maas (M) am Mittwoch beim Nato-Außenministertreffen im Nato-Hauptquartier in Brüssel

Benin-Bronzen gehören zum Bestand vieler Museen in Deutschland. Die wertvollen Kunstschätze sind als Raubgut aus kolonialer Vorgeschichte allerdings umstritten. Die Bundesregierung setzt auf Rückgaben

In der Debatte um die als Raubgut der Kolonialzeit geltenden Benin-Bronzen in deutschen Museen hat sich Außenminister Heiko Maas für Restitutionen stark gemacht. "Zu einem aufrichtigen Umgang mit der Kolonialgeschichte gehört auch die Frage der Rückgabe von Kulturgütern", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin nach Angaben des Auswärtigen Amtes. "Das ist eine Frage der Gerechtigkeit."

Der von Bund und Ländern besetzte Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ebnete am Mittwoch den Weg für mögliche Rückgaben der umstrittenen Benin-Bronzen. "Die Länder- und Bundesvertreter*innen im Stiftungsrat sind sich einig, im Falle der Benin-Bronzen zu einer Lösung zu kommen, die auch die Rückgabe von Objekten als Option mitbetrachtet", hieß es nach einer Sitzung des Gremiums in einer Mitteilung in Berlin.

Der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, wurde vom Stiftungsrat beauftragt, zusammen mit den Direktorinnen und Direktoren der anderen ethnologischen Museen in Deutschland, die Benin-Bronzen in ihren Sammlungen bewahren, «eine Strategie für ein gemeinsames Vorgehen im Umgang mit den Benin-Bronzen zu entwickeln, deren Erwerbungsumstände nach heutiger Bewertung als Unrechtskontexte anzusehen sind». Über Rückgaben habe der Stiftungsrat zu entscheiden, wurde betont. 

Laut Maas haben sich Bund, Länder und Gemeinden mit gemeinsamen Eckpunkten klare Ziele gesetzt. «Mit den internationalen Partnern dafür notwendige Voraussetzungen zu schaffen, ist eine Aufgabe, der sich das Auswärtige Amt stellt», sagte Maas. "Im Fall der Benin-Bronzen arbeiten wir mit den Beteiligten in Nigeria und in Deutschland daran, einen gemeinsamen Rahmen aufzubauen." Dabei gehe es vor allem um die Museumskooperation mit dem geplanten Museum of West African Art in Benin-City. Dort könnten nach Einschätzung von Museumsexperten Benin-Bronzen, die noch zu Beständen deutscher Museen gehören, als Leihgaben oder Restitutionen präsentiert werden.

Für das Außenministerium war zuletzt der Leiter der Kulturabteilung, Andreas Görgen, zu Gesprächen in Nigeria. Rolle von Außenpolitik und Kulturpolitik sei es, "eine Grundlage zu schaffen, auf der sich die Expertinnen und Experten der Museen darüber austauschen können, um welche Objekte es in welchen Darstellungsformen geht und wie die Konzepte des Museums aussehen", hieß es im Auswärtige Amt. 

Die Bundesregierung plant dabei einen Weg der internationalen Museumszusammenarbeit, der vielleicht ein Zukunftsmodell sein soll für die Frage, wie Deutschland in anderen Weltregionen dabei hilft, kulturelle Infrastruktur aufzubauen. "Wir sind Teil einer größeren Entwicklung, in der wir dabei helfen sollten, dass kulturelle Infrastruktur in Ländern entsteht, aus denen wir Objekte in Deutschland haben", hieß es. Es gebe seit einigen Jahren eine größere Schnelligkeit beim Aufbau kultureller Infrastruktur in Afrika. "Diese Bewegung wird nicht aufhören. Unser Versuch ist, davon ein konstruktiver Teil zu sein."

Benin-Bronzen sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Die aktuelle Debatte dreht sich vor allem um die geplante Präsentation im Berliner Humboldt Forum. Das Ethnologische Museum verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen. Die Objekte stammten größtenteils aus den britischen Plünderungen von 1897.