Rund 11.000 Aluminiumkästen, die den Himmel widerspiegeln und im Licht der Sonne Südfrankreichs wie Kristalle metallisch glänzen. Sie zieren die Fassade des 56 Meter hohen Turms des amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry, der über die Dächer der Stadt Arles ragt. Der spektakuläre Bau ist Teil des riesigen Luma-Ausstellungskomplexes der Schweizer Milliardärin Maja Hoffmann, der am Wochenende seine Türen geöffnet hat.
Das einzigartige Projekt geht offiziell auf das Jahr 2014 zurück, als der Grundstein zu Luma Arles gelegt wurde. Doch Pläne und Konzept reichen viel weiter zurück. Die 1956 in Basel geborene Miterbin des Hoffmann-La Roche-Pharmakonzerns ist leidenschaftliche Sammlerin. Und das nicht erst seit gestern.
Schon während ihres Studiums des Films sammelte sie zeitgenössische Kunst. Ende der 1990er-Jahre begann sie, in Zusammenarbeit mit Künstlern und Institutionen zahlreiche Projekte zu produzieren. So sei allmählich die Idee eines Ortes der Kreation und des Austausches zwischen Künstlerinnen, Intellektuellen und Wissenschaftlern entstanden, sagt sie.
Die Fassade spiegelt das Licht der Provence
Was sie zu Beginn von Luma - der Name ist ein Kunstwort aus den Vornamen ihrer beiden Kinder Lukas und Marina – noch eine "Utopie für eine Kulturinstitution des 21. Jahrhunderts" nannte, ist nun Wirklichkeit geworden. In mehr als zehn Jahren hat die Geschäftsfrau und Dokumentarfilmproduzentin auf dem Parc des Ateliers mitten in der Stadt einen riesigen Komplex mit mehreren Ausstellungshallen, einer Künstlerresidenz, einem Park, einem Café und Restaurant geschaffen, dessen Blickfang der spektakuläre Turm von Frank Gehry ist.
Die für Gehry typische auffällige skulpturale Architektur sorgte anfänglich für Polemik. Mittlerweile ist der schräge neunstöckige Schachtelturm zu einem Fotospot geworden. Seine Außenfassade spielt das Licht der Provence, im Innern eröffnen elegante Wendeltreppen und Galerien beeindruckende Perspektiven.
Seine Konstruktionen sind keine Bauten, sondern Sehenswürdigkeiten. Für Maja Hoffmann sind sie Kunst. Sie habe einen Architekten gesucht, der ein Künstler sei, erklärte die Mäzenin. Die Kosten für den Gehry-Turm, der an die vor Arles liegenden Kalkfelsen des Alpilles-Massivs erinnern soll, werden auf bis zu 150 Millionen Euro geschätzt.
Kunst von Höller und Eliasson
Architektur und Kunst seien zwei Gestaltungsweisen, die sich gegenseitig verstärken, wenn die Symbiose zum richtigen Zeitpunkt und unter den richtigen Bedingungen stattfände, erklärte sie. Und so gehören Kunstwerke zum festen Bestandteil des Gehry-Turms wie "Isometric Slides" von Carsten Höller im Eingangsbereich, eine lange Metallrutsche, und der monumentale, sich drehende Deckenspiegel von Olafur Eliasson.
Die Hauptausstellungsflächen des 15.000 Quadratmeter großen Baus liegen im Untergeschoss. Zur Eröffnung werden Werke aus der Sammlung Luma-Stiftung/Maja Hoffmann gezeigt sowie Exponate aus der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung, die ihre Großmutter Maja Hoffmann-Stehlin im Jahr 1933 gegründet hat. Sie selbst hat im Jahr 2004 die Schweizer Luma-Stiftung ins Leben gerufen zur Förderung interdisziplinärer Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Menschenrechte, Umwelt, Bildung und Erziehung.
Das rund elf Hektar große Gelände hat sie bereits 2010 für rund zehn Millionen Euro erworben. Die fünf Gebäude und Hallen auf dem Parc des Ateliers - einst Reparaturwerk der französischen Eisenbahn -, wurden sukzessive umgebaut und errichtet. Einige wurden teilweise früher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wie aus Anlass der Rencontres d’Arles, weltweit eines der bedeutendsten Fotofestivals, das sie mitfinanziert.
Paneele aus Salz der Camargue
Luma Arles ist eine Ideenschmiede für Kultur und Ökologie. Architektur, Kunst, Forschung und Umweltschutz greifen hier ineinander. In einem der Gebäude befindet sich das Luma-Atelier, eine Art Design- und Forschungslabor. Über zehn Mitarbeiter suchen nach lokalen Ressourcen, um neue, weniger umweltbelastende Materialien zu entwickeln. Einige kamen im Gehry-Turm zum Einsatz, wie die Paneele aus dem Salz der Camargue, dem Naturschutzgebiet südlich von Arles.
Das riesige interdisziplinäre Kunst-und Kulturprojekt ist gewissermaßen eine Hommage an ihren Vater. Lukas Hoffmann baute als studierter Zoologe in der Camargue die biologische Forschungsstation La Tour du Valat zum Schutz der mediterranen Feuchtgebiete auf. Er war Gründungsmitglied des WWF (World Wide Fund For Nature) und Vizepräsident der Weltnaturschutzunion IUCN. Im Jahr 1994 rief er die Mava-Stiftung für Naturschutz ins Leben – benannt nach den Vornamen seiner vier Kinder Maja, André, Vera und Daschenka.