Die ehemalige Berliner Galeristin Joanna Kamm ist die neue Direktorin der Liste – Art Fair Basel. Sie folgt Peter Bläuer, der 1996 die Kunstmesse 23 Jahre leitete (das Interview, das Bläuer zu seinem Abschied Monopol gegeben hat, lesen Sie hier). Die Galerie Kamm am Rosa-Luxemburg-Platz existierte von 2001 bis 2014, nahm bis 2003 selbst an der Liste teil und war von 2005 bis 2013 in verschiedenen Sektionen der Art Basel vertreten. Kamm war Mitglied im Komitee der Art Basel / Miami Beach und Mitgesellschafterin der Berliner Kunstmesse ABC und des Gallery Weekend Berlin. Im Interview mit Monopol berichtet Joanna Kamm von ihren Plänen als Direktorin der Liste
Frau Kamm, Ihr Vorgänger, Peter Bläuer, hat die Liste gegründet. Was verbindet Sie beide?
Im Jahr der Gründung meiner Berliner Galerie, 2001, habe ich selbst an der Liste teilgenommen. Für mich war das ein Schlüsselerlebnis. Auch als ich später auf der Art Basel ausgestellt habe, bin ich in großer Verbundenheit jedes Mal zur Liste gegangen.
Was werden Sie ganz anders machen als er?
Das Hauptanliegen der Liste ist und bleibt die Förderung einer jüngeren Generation von Galerien. Sie sind diejenigen, die junge Künstler entdecken, ihnen oft die erste Einzelausstellung ermöglichen und sie auf Messen vorstellen. Darauf möchte ich die größte Aufmerksamkeit legen. Als Besucher der Liste nimmt man an den neuesten Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst teil: Die Künstler beschreiben nicht nur die Gegenwart, sondern sie stellen sie auch her – mit neuen Ästhetiken, Werken und Medien. Daran ändert sich nichts, der Erfolg der letzten 23 Jahre unter der Direktion von Peter Bläuer belegt die Relevanz der Liste. Es geht mir nicht darum, etwas auf den Kopf zu stellen, sondern ein paar neue Akzente zu setzen und dann zu überlegen, welche Anpassungen sinnvoll sein könnten.
Sie kennen den Kunstbetrieb gut von allen Seiten. Welche aktuellen Entwicklungen stellen Sie fest, und wie gehen Sie darauf ein?
Wenn sich in den vergangenen Jahren abzeichnete, dass eher auf Sicherheit gesammelt wurde, werde ich mit der Liste versuchen, wieder Begeisterung für das Neue herzustellen, mit allen mir zur Verfügung stehenden Kanälen. Gerade in der gegenwärtigen Situation ist es doch essenziell wichtig, dass man andere Blickwinkel einnimmt, neue Impulse bekommt. Und das kann man gerade in der Auseinandersetzung mit der ganz jungen Kunst. In unseren Zeiten ist das schon fast politisch.
Wer auf der Liste erfolgreich zeigt, kann auf einen Einstieg zur Art Basel hoffen. Spielt das in Ihren Planungen eine Rolle?
Die Größe der Liste hat sich im Laufe der Zeit mehr als verdoppelt, von früher 36 auf 77 Stände. Uns ist es wichtig, junge neue Galerien aufzunehmen. Sie kommen in diesem Jahr auch aus Ländern, die abseits der etablierten Kunstzentren liegen – Indonesien, Georgien, Iran. Das Zusammenspiel mit der Art Basel funktioniert gut, auf der Liste kann man wachsen, aber sie ist nicht der Ort, um alt zu werden. Denn sie lebt von dem Neuen, das gerade jetzt passiert. Das ist ihre große Qualität.