Wenn es eine Royal Family der Surf- und Skatekultur gibt, sind es die Fletchers aus dem kalifornischen San Clemente: Herbie Fletcher, Jahrgang 1948, verließ mit 16 das Haus mit einem Surfboard. Wenn er nicht surfen konnte, dann skatete er, wie ein unglaubliches Schwarzweiß-Foto aus dem Jahr 1963 beweist, wo er eine senkrechte Poolwand horizontal entlangfährt.
Er brachte das Revival der Longboards in den 70er-Jahren auf den Weg, wurde selbst Surf-Ausstatter und bekam mit seiner Frau Dibi zwei Söhne, die auf Brettern standen, bevor sie laufen konnten. (Der eine wurde in den Neunzigern todesmutiger Big Wave Surfer, der andere erfand das wahnwitzige Aerial Surfing.)
Surfgeschichte und Kunstgeschichte
Herbie Fletcher hatte seinen Pioniergeist auch irgendwie auf Business und Medien ausgeweitet. Es gibt fantastische Fotos aus allen Jahrzehnten von ihm, er wirkte an zahlreichen Surf-Filmen mit und produzierte auch selbst welche, und macht Kunst mit Surfbrettern. Nach den Winterregen in Oahu paddelt er die schlammigen Flüsse hoch, über die nose seines Boards hat er große Stücke unbehandelter Leinwand gelegt.
Oder er montiert die Trümmer von handgefertigten Surfboards, die in der Banzai Pipeline auf Hawaii zu Bruch gegangen sind, zu einer großflächigen Wandskulptur zusammen und nennt sie "Wrecktangle". Aber wer Surfgeschichte geschrieben hat, muss ja nicht auch noch Kunstgeschichte schreiben. Die Verbindung zur Gagosian Galerie, die jetzt in New York Fotos der Fletcher Family zeigt, macht trotzdem Sinn: Wie Herbie, verdiente Larry Gagosian sein erstes Geld an Surfstränden. Und wer käme dem Sinnbild der todesverachtenden Individuen, die sich hinaus wagen wo noch keiner war, näher als Surfer und Künstler?