Fotoserie

Riskantes Versteckspiel

Die iranisch-schweizerische Fotografin Laurence Rasti thematisiert in ihrer Serie die gefährliche Gratwanderung zwischen Sicht- und Unsichtbarkeit von Homosexuellen im Iran

Öffentliche Zuneigung zwischen queeren Partnern und Partnerinnen stößt auch in Europa nicht immer auf positive Reaktionen. Im Iran kann Homosexualität jedoch zur Todesstrafe führen. Die iranische Fotografin Laurence Rasti, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist, dokumentierte mehrere Jahre das prekäre Leben homosexueller Iraner, die in die türkische Provinz geflohen sind, um ihr Leben zu schützen. Doch auch in Denizli, das im Landesinneren der Türkei zwischen Izmir und Antalya liegt, ist das Ausleben ihrer Homosexualität kein leichtes Spiel.

In der Serie "There Are No Homosexuals in Iran" versucht Rasti diesen "Schwebezustand" zwischen dem öffentlichen Ausleben von Zuneigung und dem täglichen Verstecken vor homophoben Anfeindungen mit ihrer Kamera einzufangen. Ihre Bildsprache ist dabei gleichermaßen verträumt-poetisch und eindringlich-politisch.

Positioniert hinter Tüchern, Sträuchern oder Luftballons, sind es manchmal nur Silhouetten oder blanke Arme, die aus den lichten Verstecken hervorblinzeln. Regungslos und monumenthaft trotzen die Abgebildeten den nach Bedeutung suchenden Blicken, indem sie ihnen ihre Rücken zukehren. Diese konstruierte Ruhe könnte jedoch binnen Sekunden durch einen leichten Windstoß zerrüttet werden, der entweder das Tuch von den Körpern pusten oder die Büsche lichten und so die Verstecke und die Versteckten enttarnen könnte. Eine Dualität, deren Brisanz erschüttert und die liminale Traumwelt so verletzlich erscheinen lässt.

Gegenseitiges Vertrauen

In einem Interview mit der Künstlerin und Kuratorin Lena Braun erzählt Laurence Rasti, dass die Basis für die Zusammenarbeit mit den geflüchteten Iranern auf einem tiefen gegenseitigen Vertrauen beruhte: "Ich hätte dieses Projekt nicht machen können, wenn diese Menschen nicht einverstanden gewesen wären, mir vertraut und ihre Geschichte mit mir geteilt hätten. Mit jeder der Personen habe ich vorab Zeit verbracht, damit wir uns kennenlernen können. Um ehrlich zu sein ist es gar nicht der Moment des Shootings, der wichtig ist, sondern wichtig ist vielmehr die menschliche Seite, das Teilen der eigenen Geschichte. Nachdem ich mich mit den Leuten ausgetauscht hatte, haben wir gemeinsam diskutiert, wie das Porträt aussehen könnte."

Laurence Rasti zufolge könne "man mit Kunst wichtige Botschaften verbreiten und ein Bewusstsein für Themen schaffen". Mit ihren Fotografien gibt sie der "Situation von iranischen LGBTI-Geflüchteten in der Türkei" einen schützenden Raum, durch welchen das hochgradig politische Thema nun auch mit einer Ausstellung in der Berliner Kunstszene präsent wird.