Man kann heute eigentlich keine Nachrichten mehr schauen, ohne mit diesem Bild einer Nase in Großaufnahme konfrontiert zu werden, in die ein Stäbchen geschoben wird. Nein, es ist kein schönes Bild. Und doch, es ist eine gute Idee. Am Wochenende haben sie es in der Berliner Philharmonie ausprobiert: 1000 Menschen waren zusammengekommen, das erste Live-Konzert der Berliner Philharmoniker seit Menschengedenken zu sehen. 500 davon wurden im Foyer vorab getestet, die andere Hälfte hatte vorher an einer der vielen Teststellen der Stadt ihren Schnelltest absolviert. Nervig, ja. Aber dann: Das Glück im Gesicht des Dirigenten Kirill Petrenko, zu sehen zur Prime Time in der "Tagesschau", sagte eigentlich alles.
Auch für die Museen in Köln soll es jetzt auf eine ähnliche Weise weitergehen. Vergangene Woche überschritt die Stadt die Inzidenz von 100, und nach den Regeln der sogenannten Notbremse hätten die Museen damit wieder schließen müssen. Stattdessen beschloss der Krisenstab der Stadt, dass Museen nur noch mit Schnelltests besucht werden könnten – ab dieser Woche. Besucherinnen und Besucher sollten entweder einen Beleg über einen tagesaktuellen Schnelltest in einem der Testzentren mitbringen oder den Test vor Ort vor den Augen der Mitarbeiter machen, sagte der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes Johannes Nießen. Letzteres ist schneller gesagt, als dann wirklich organisiert: Heute konnte man sich auf Nachfrage im Museum Ludwig noch nicht so recht vorstellen, wie der Schnelltest vor Ort umgesetzt werden sollte, schon gar nicht bis morgen. Aber prinzipiell ist es natürlich viel besser, Museen für Getestete offen zu halten, als sie nach kurzem Kunstfrühling gleich wieder zu schließen, wie bereits in Hamburg und Mannheim geschehen.
Untersuchungen von Ansteckungswahrscheinlichkeiten zufolge gehören Museen zu den sichersten Orten überhaupt. Wenn dann noch ein Schnelltest oder ein negatives Ergebnis eines kürzlich absolvierten kostenlosen Bürgertest gezeigt werden muss, gibt es wirklich keinen rationalen Grund mehr, die Institutionen geschlossen zu halten. Natürlich ist es umständlich für das Publikum, sich erst an irgendeiner Teststelle anzustellen. Aber andererseits: Die Sehnsucht nach Kultur ist nach einem Jahr Isolation so stark, dass viele das gern in Kauf nehmen werden. Was ist schon ein Stäbchen in der Nase, wenn man danach wieder sein Hirn mit Kunst durchpusten kann? Also, liebe Entscheiderinnen und Entscheider im Bund, in den Bundesländern, in den Kommunen: Bitte die Kultur nicht einfach wieder zusperren. Lasst uns rein – getestet, maskiert, mit Abstand und glücklich.