Posen kann Larry Fink nicht ausstehen. Und weil ihm auch der Begriff des Partyfotografen missfällt, bezeichnet er sich selbst lieber als Spion. Im Auftrag der amerikansichen Zeitschrift "Vanity Fair" war Fink jahrelang offizieller Fotograf der Party zur Oscar-Verleihung gewesen. Kommt schon vor, dass Fink den Stars, die dort freundlich vor seiner Kamera posieren, einfach den Kopf abschneidet – im Falle des verstorbenen Playboy-Chef Hugh Hefner bleibt dann lediglich ein Smoking-Ausschnitt und drei opulente Dekolletees seiner Bunny-Entourage übrig.
Paparazzi wollen Gesichter, Fink will Gesten. Die Paparazzi wollen den Star nackt und privat. Fink ist mittendrin. Er weiß, die Stars sind gerade dann ganz bei sich, wenn sie ihre Rollen spielen. Viele der Hollywoodstars, die er ablichtet, sind durch das helle Blitzlicht und die starken Kontraste seiner Schwarz-Weiß-Fotografien bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Es geht Fink nicht um den Einzelnen, sondern um die Verhaltensmuster einer Klasse, die wir als einzigartig anhimmeln.
Was Fink interessiert, sind soziale Codes: das Geflüster und Getuschel, das Umarme und Geküsse. Seine Bilder konzentrieren sich auf einen ausgestreckten Arm mit glühender Zigarre, das Head-Set eines Bodyguards oder die faltigen Hände zweier Frauen, behangen mit Klunkern und teuren Abendtäschchen. So werden Protagonisten zu Nebendarstellern, Details zum Höhepunkt. Das Geheimnis seiner Fotografien liege wohl darin, dass er meist keine Ahnung habe, wer die Leute sind, die er fotografiert, vermutet Fink. "Für mich sind es nur Leute."
Die Galerie Bene Taschen widmet dem US-Fotografen nun eine kleine Retrospektive. Die Ausstellung vereient Werke seines Schaffens der letzten 65 Jahre, darunter Teile seiner berühmten Fotoserien "The Vanities", "Social Graces", "The Beats", "Somewhere there's Music" und "Boxing Images". Auf Grund der aktuellen Corona-Maßnahmen ist die Ausstellung auf weiteres nur online zu besuchen. Wir zeigen oben einige Bilder.