Das sagte der Vorsitzende des Vereins Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn dem "Tagesspiegel". Nachdem der Senat zunächst nur davon gesprochen hatte, dass der Verein die Räumlichkeiten im ehemaligen Flughafen Tempelhof für zunächst zwei Jahre mietfrei nutzen könne, bestätigte die Tempelhof Projekt GmbH inzwischen, dass auch ein Betriebskostenzuschuss gezahlt wird. Zahlen nannte die Stadt bisher nicht, aufgrund des maroden Zustands des Flughafens sollen die Betriebskosten jedoch bis zu 100.000 Euro pro Monat betragen. Seit Veröffentlichung eines Artikels in der "FAZ" regt sich in der Kulturszene heftiger Protest gegen das private Projekt, das sich durch den Namen Kunsthalle Berlin einen offiziellen Anstrich verleihe.
"Bei der Namenswahl 'Kunsthalle Berlin – Flughafen Tempelhof' hätte es eine umfassendere Abstimmung geben müssen", sagte Walter Smerling jetzt dem "Tagesspiegel". "Dass sie nicht stattfand, war ein Fehler. Die daraus resultierende Verärgerung bedauere ich und würde die Bezeichnung ändern, wenn das hilft. Deswegen sollten sich jetzt alle an einen Tisch setzen. Es geht nicht darum, Kunst zu verhindern, sondern zu zeigen."
Statements von Wolfgang Tillmans und Henrike Naumann
Mehrere Künstlerinnen und Künstler haben inzwischen ihre Werke aus "Diversity United" abgezogen, eine Gruppenausstellung, die Smerling 2021 im Flughafen Tempelhof organisiert hatte und die gerade in Moskau zu sehen ist. Am Freitag bekundete auch der Fotokünstler Wolfgang Tillmans seinen Protest in einen offenen Brief an Smerling: "Ich fühle mich von Ihnen benutzt und getäuscht", schreibt der Fotokünstler auf Instagram. "Mir wurde klar, dass Sie die Diversity-United-Ausstellung in Tempelhof benutzt haben, um die Berliner Regierung dazu zu bringen, Ihnen den Tempelhofer Hangar zwei Jahre lang kostenlos zu überlassen, zuzüglich 1,2 Millionen Euro Betriebskosten. Ich habe mit anderen Künstlern gesprochen, die sich ebenfalls von Ihnen getäuscht fühlen. Sie haben eine Ausstellung in der Tretjakov-Galerie versprochen und eine lange Liste von Künstlern bekommen, dann haben Sie alles umgedreht und uns dazu gebracht, Ihr privates Unternehmen, das sich wie eine Stiftung aufführt, zu unterstützen."
Auch Künstlerin Henrike Naumann hat die Teilnahme an einer weiteren Station von "Diversity United" (geplant war Paris) abgesagt. In einer Mail begründete sie am Donnerstag ihre Entscheidung, überhaupt einmal zugesagt zu haben: "Einen Weg nach Russland zu finden und dort eine Arbeit zu präsentieren, die sich mit politischen Systemwechseln beschäftigt, war das Ziel meiner Teilnahme an 'Diversity United'. Dieses Ziel habe ich erreicht und bin dafür bewusst einen Kompromiss eingegangen." Sie sieht die Diskussion um die Kunsthalle Berlin nun als Chance, "neue Wege aufzeigen, wie wir als Künstler_innen die uns umgebenden Machtstrukturen nicht nur kritsieren, sondern aufbrechen können."