Der Umgang mit Kunst und Museen in der Corona-Pandemie ist nach Worten von Rostocks Kunsthallen-Direktor Jörg-Uwe Neumann bislang völlig unzureichend ausgewertet und aufgearbeitet worden. Corona sei furchtbar gewesen und habe vielen Menschen viel Leid gebracht. "Aber auch der Umgang mit Museen und Kunst war furchtbar und dramatisch. Die Museen gehörten zu den Ersten, die schließen mussten, und zu den Letzten, die wieder öffnen durften. Das war auch Symbolpolitik", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Im Nachhinein müsse geklärt werden, warum solche Entscheidungen getroffen und wie sie begründet worden seien.
Neumann, seit 2009 Direktor der Kunsthalle, verwies auf unterschiedliche Anwendungsbereiche der Regeln. "Ein guter Baumarkt hat mehr Besucher an einem Tag, als die Kunsthalle im Monat. Aber die Baumärkte blieben damals auf. Das war für mich schon ein sehr schwieriger Umgang mit Kunst." Dabei hätten Museen mit ihren großen Flächen die Einhaltung von Abstandsregeln oder Maskenpflicht sehr gut gewährleisten können. "Wir haben auch eine Gastronomie bei uns im Haus. Die hätte ich wieder öffnen dürfen, aber das Museum nicht. Es war absurd", erinnert sich der 63-Jährige.
Bei dem notwendigen Auswertungs- und Aufarbeitungsprozess gehe es nicht um Besserwisserei. Die Situation sei damals für alle neu gewesen. "Aber man muss sich schon fragen: Warum mussten Museen für so lange Zeit geschlossen werden?" Nur wenn das Vorgehen gut erklärt werde, könne man es im Rückblick verstehen, betonte der Kunsthallen-Chef. Wenn es nicht erklärbar sei, dann müssten die notwendigen Schlüsse gezogen werden, damit sich solche Fehler in vergleichbaren Situationen nicht wiederholten.