Gegen den Verfall

Robotron-Kantine in Dresden wird mit Fassadenkunst belebt

Die Robotron-Kantine in Dresden ist ein wichtiger Bau der Ostmoderne, verfällt aber seit Jahren. Nun startet ein Projekt, das das Gebäude mit Fassadenkunst beleben will

Auf den ersten Blick wirkt die Installation wie überdimensionales Absperrband. Wenn man genauer hinsieht, fügt sich die in Folie verpackte Außenfassade der Robotron-Kantine in Dresden in das Gesamtbild der Umgebung ein. Die orange, weiße und grüne Folie nimmt die Farben der mit Graffiti bemalten Wände und die der wild wachsenden Büsche rund um den Bau auf.

Seit Mitte Aprill wird in vier Etappen die Außenfassade des kubischen Baus nahe des Hygienemuseums bespielt. Unter der kuratorischen Leitung des Kunsthauses Dresden entsteht bis zum 6. Juni das Projekt "Prelude Nordost Südwest". Es ist der Vorläufer zu einer für 2022 geplanten internationalen Ausstellung in Dresden, die Orte und Menschen im Stadtraum verbinden soll. Die Himmelsrichtungen im Namen stehen für den Wunsch, auch während der Pandemie die gemeinsamen kulturellen Beziehungen zu anderen Menschen und Landschaften zu erhalten und zu pflegen.

Unter freiem Himmel ist der wichtige Bau der Ostmoderne auch während der Schließung von Kulturhäusern zu besichtigen, und für die nächsten zwei Monate Leinwand der Dresdner Künstler und Künstlerinnen André Tempel, Ina Weise, Henning Haupt und Stephanie Lüning. Die Architekten Herber Zimmer, Siegfried Thiel und Peter Schramm entwarfen die Robotron-Kantine Anfang der 1970er Jahre als eleganten Pavillonbau. Seit 2016 ist das Haus ungenutzt.

Veränderungen durch grafische Eingriffe

Die Reihe der neuen künstlerischen Arbeiten beginnt gerade mit André Tempel, im Abstand von jeweils zwei Wochen kommt eine weiteres Werk hinzu. Das seit rund fünf Jahren leerstehende Gebäude soll mit den Interventionen an der Fassade auch ein Zeichen gegen den fortschreitenden Vandalismus setzen.  

André Tempel verbindet die Stützen, die die seitliche Fassade und Terrasse des Gebäudes prägen, mit bunten Folienstreifen. Unter dem Titel "Menu A, Menu B", der sich auf die ursprüngliche Nutzung als Kantine bezieht, entsteht eine großzügig dimensionierte farbige Raumzeichnung. Tempel sagt dazu: "Die Kantine ist eigentlich ein eleganter, wenn auch zur Zeit sehr vernachlässigter Bau. Mich interessiert, wie Räume sich durch grafische Eingriffe und Farbe verändern lassen. Wie kann ich durch Kunst nicht nur Neues schaffen, sondern auch Vorhandenes interpretieren?".

Die Arbeiten des Künstlers haben oft einen grafischen Schwerpunkt. Tempel ist spezialisiert auf Raumkonzepte und Kunst am Bau. Er studierte unter anderem an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.