Ausstellung

Gerhard Richters Kerzenbild im Bonner Münster

Ein Licht in der dunklen Jahreszeit: Eines der bekanntesten Bilder von Gerhard Richter, die "Kerze", ist gerade mit anderen zeitgenössischen Werken im Bonner Münster zu sehen

Die romanische Basilika aus dem 12. Jahrhundert ist seit diesem Sonntag nach fünfjähriger Restaurierung wiedereröffnet. In der bis Januar 2022 gezeigten Ausstellung "Licht und Transparenz" sind neben Richters "Kerze" auch Werke von Monica Bonvicini, Tony Cragg, Heinz Mack und Mariele Neudecker zu sehen.

Einen besonders strahlenden Kontrast zum historischen Sakralbau bilden die neuen Farbfeldmalereien von Heinz Mack. In leuchtenden Primär- oder Pastellfarben erinnern sie an modernere Kirchenfenster. Auch Monica Bonvicini bringt mit ihren von der hohen Decke herabhängenden Lichtobjekten die Räumlichkeiten zum Strahlen, was nicht nur an der Intensität der Leuchten liegt, sondern insbesondere an dem reizvollen Aufeinandertreffen von absolut zeitgenössischer Formensprache und der romanischen Kirchenarchitektur.

Auf die Heiligenstatuen scheinen die Skulpturen von Tony Cragg direkt Bezug zu nehmen. Zwar sind in seiner Bildhauerei nie klar figurative Motive zu erkennen, aber im Zusammenspiel ergibt sich ein Echo der anthropomorphen Formen, das dem Bekannten noch eine neue Dimension hinzufügt.

Mariele Neudeckers leuchtende Skulptur erinnert an ein Aquarium und lenkt den Blick auf das Lebendige, das in der stillen Andächtigkeit der Kirchenräume oft zu kurz kommt.

Das Kerzenbild - von dem mehrere Versionen existieren - hat die katholische Kirchengemeinde zusammen mit ihrem Kooperationspartner, der Stiftung für Kunst und Kultur, als Leihgabe vom Kunstmuseum in Saint-Ètienne in Frankreich erhalten. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sagt, das Gemälde entfalte in dem sakralen Raum eine besondere Wirkung: "Die Kerze erscheint hier als ein ebenso stilles wie bewegendes Plädoyer für Wahrhaftigkeit und Offenheit mitten in den Sehnsüchten unserer Zeit."

Im vergangenen Jahr hatte Gerhard Richter (89) der Deutschen Presse-Agentur gesagt, seine Bilder von brennenden Kerzen ließen sich, wenn man dies wolle, auch auf die Corona-Krise beziehen. Manche erblickten darin vielleicht ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes.