Der Club Robert Johnson ist seit 1999 eine wichtige Adresse in der elektronischen Musikszene. Die Lage am Wasser ist extrem schön, das Soundsystem international gefeiert. Seit Mitte März 2020 ist der Club geschlossen, so wie alle Clubs. Für dieses eine Wochenende machen sie in Frankfurt und Offenbach wieder auf. Allerdings werden in jedem Club nur drei Songs gespielt, aber dafür die Videos mit übertragen, und die kommen von Künstlerinnen und Künstlern.
Der Kurator der Schirn, Matthias Ulrich, hat sich das Projekt "Distant Bodies Dancing Eyes" ausgedacht. 25 Musikvideos der aktuellen Musikvideo-Kunst werden an acht Orten gezeigt. Es ist fast schon aufregend, die Treppen eines Clubs, die dunkel gestrichenen Flure und Vorräume zu durchstreifen, Platz zu nehmen auf den minimalistischen Kuben im Robert Johnson oder den plüschigen Sitzecken im Gibson Club. Hier läuft zum Beispiel das Video von Ryan McGinley für Sigur Rós, das der New Yorker Fotokünstler hauptsächlich aus den Fenstern der Wohnungen seiner Freunde in Manhattan gedreht hat. Durch jede Einstellung springt irgendwann ein Mädchen, das nur ein T-Shirt trägt, im Hopserlauf. Die Hauptfigur des Videos von "Paradise" von Anohni sitzt nachts hinterm Steuer, es ist die Künstlerin Eliza Douglas, die lip-synchend tonlos mitsingt.
Er habe sich auf Künstler, die Musikvideos machen, konzentriert, sagt Matthias Ulrich auf die Frage, warum die Auswahl nicht breiter getroffen wurde. Doch dann fragt sich, warum ein Film von Jon Rafman dabei ist, der weitgehend musiklos eine Sci-Fi-Mittelalter-Computerspiel-Schlacht in die reale Welt überträgt. Nur ganz am Schluss erklingen zu den Kunstblut- und Schleimorgien experimentelle musikalische Versatzstücke von Oneohtrix Point Never, wenn man wirklich nur noch wartet, dass das aufhört.
Wie sich Bilder und Klänge gegenseitig intensivieren
Derselbe Spielort, besagter Club Robert Johnson, zeigt auch Arthur Jafas Video für Kanye Wests "Wash Us In the Blood" von 2020, wo sich ziemlich gut sehen lässt, wie eindringliche, auch quälende Bilder und komplexe zeitgenössische Musik sich gegenseitig intensivieren können.
Die über die Städte Frankfurt und Offenbach verteilte Schau wirkt in ihren besten Momenten drei- oder vierfach: Man ist gerührt, wieder in einem Club zu sein, jedem der Orte ist seine Vereinsamung deutlich anzusehen. Die Bilder der Künstlervideos schicken einen in unbekannte oder lange nicht mehr betretene Welten, wie sie der Künstler Tony Oursler für David Bowie im Jahr 2013 für "Where Are We Now?" entwickelte. Und die Musik über die Anlagen zu hören ist ein viel zu lange nicht mehr erlebter Reiz.