Nach einer überraschenden Verzögerung haben die Kulturminister der Länder die Entscheidung für Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt doch noch einstimmig bestätigt. Die Ministerrunde hatte die Jury-Entscheidung im Dezember überraschend auf Eis gelegt. Erst sollte ein Gespräch mit der Jury-Vorsitzenden Sylvia Amann über das in die Kritik geratene Vergabeverfahren erfolgen. Die aufgeworfenen Fragen hätten geklärt werden können, hieß es nach einer Videoschalte am Montag in Berlin. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) wertete das einstimmige Votum als "ganz klares Signal", dass alle Bundesländer hinter Chemnitz als Kulturhauptstadt 2025 stünden.
Betont wurde der Mitteilung zufolge "nachdrücklich, dass Transparenz und Chancengleichheit unverzichtbare Elemente für einen fairen Wettbewerb darstellen". Der neue Vorsitzende der Ministerrunde, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), werde sich bei der Europäischen Kommission für die Stärkung eines transparenten Auswahlprozesses einsetzen, "um das erfolgreiche EU-Projekt Kulturhauptstadt Europas zukunftsfest zu machen". In diesem Zusammenhang sprach sich Klepsch vor Journalisten für eine Frist aus, innerhalb derer ehemalige Jury-Mitglieder nicht als Berater für Bewerberstädte für den Titel tätig werden dürfen.
Zur Bewerbung hieß es, Chemnitz habe unter dem Motto "C the Unseen – European Makers of Democracy" ein überzeugendes Konzept vorgelegt. Die sächsische Stadt hatte sich Ende Oktober gegen die auf der Shortlist noch vertretenen Städte Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg durchgesetzt. Die entsprechende Empfehlung für Chemnitz verkündete die europäische Auswahljury. Zuvor waren bereits die Mitbewerber Dresden, Gera und Zittau ausgeschieden.
Die Bestätigung als Europäische Kulturhauptstadt 2025 durch die Minister stieß in Sachsen auf Freude und Erleichterung. Auf Twitter schrieb Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) von einer "großartigen Chance für diese vielfältige Stadt & für ganz Sachsen".
"Wir freuen uns, dass die Kulturministerkonferenz nun auch formal der Jury-Entscheidung gefolgt ist und wir ohne jeden Zweifel Deutschland als Europäische Kulturhauptstadt 2025 vertreten dürfen", erklärte der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD). Seine Stadt wolle 2025 ein guter Gastgeber für Europa sein. Die Vorbereitungen liefen bereits. Schulze: "Mit der Gründung der GmbH und der breiten Einbindung der Bevölkerung bereits im Bewerbungsprozess haben wir eine hervorragende Basis, mit der wir jetzt den Spielplan für das gesamte Jahr 2025 entwickeln wollen."
Die zweite Europäische Kulturhauptstadt 2025 stellt Slowenien. Jüngste Europäische Kulturhauptstadt aus Deutschland war Essen mit dem Ruhrgebiet (2010). Ausgezeichnet wurden davor auch schon Weimar (1999) und West-Berlin (1988).
"Chemnitz wird damit zu einem kulturellen Aushängeschild Deutschlands mit nationaler, europäischer und internationaler Strahlkraft", sagte Lederer. Aus Sicht Klepschs hat Chemnitz "eine tolle Bewerbung hingelegt". Nun sei es wichtig, diesen Schwung zu nutzen.
Die Entscheidung der Länder muss noch von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bekräftigt werden. Anschließend werden die zuständigen EU-Stellen durch das Auswärtige Amt informiert.