Zur Kulturhauptstadt Europas 2025 wird ein Kunstparcours Chemnitz mit dem Umland verbinden. Während es bei manch anderem Projekt knirscht, nimmt der "Purple Path" sichtbar Gestalt an. Erste Kunstwerke wurden bereits installiert - nun steht die komplette Künstlerliste
Seit etwa drei Jahren ist Alexander Ochs unablässig rund um Chemnitz unterwegs, seine Mission ist die Kunst. Ochs sammelt Geschichten, sucht geeignete Plätze für Kunstwerke und bringt renommierte Künstler mit Menschen vor Ort zusammen. "Purple Path" heißt das Leuchtturmprojekt für das Kulturhauptstadtjahr 2025, das Chemnitz mit dem Umland verbinden soll. Erste Arbeiten wurden schon eingeweiht. Nun hat Ochs seine vorläufige Künstlerliste komplett: 46 künstlerische Positionen, davon 22 von Frauen. Dazu gehören Namen wie Tony Cragg, James Turrell, Bettina Pousttchi und Monika Sosnowska.
"Die Kunst öffnet die Region gegenüber der Welt und die Welt ist eingeladen, in die Region zu kommen", sagte Ochs der Deutschen Presse-Agentur. Anknüpfend an die tief verwurzelte Tradition des Bergbaus und das Narrativ "Alles kommt vom Berg her" werde der "Purple Path" zu einem "Sittengemälde der Region". Neben Chemnitz als Europäischer Kulturhauptstadt 2025 sind 38 Gemeinden im Erzgebirge, Mittelsachen und der Region Zwickau Teil des Kunstparcours.
Einige Arbeiten sind schon zu sehen. Dazu zählen zwei monumentale Porzellanskulpturen von Uli Aigner in Lößnitz, eine Installation von İskender Yediler in Lichtenstein und das Lichtkunstwerk "Color Floating" von Nevin Aladağ in Zwönitz. 2024 sind viele weitere Vernissagen und Präsentationen geplant, bevor der Kunst- und Skulpturenpfad im Frühjahr 2025 offiziell für das internationale Publikum eröffnet wird.
"Die Region sagt Ja zu zeitgenössischer Kunst"
Ziel sei eine gute Mischung zwischen Arbeiten international erfolgreicher Künstler und Künstlerinnen, die an Ausstellungen wie der Documenta und der Biennale in Venedig teilgenommen haben, jungen aufstrebenden Künstlern und Arbeiten von Bildhauern aus der Region, erklärte Ochs. So stehen auf seiner Liste mit Jan Kummer und Osmar Osten auch bekannte Künstler aus Chemnitz selbst.
"Die Region sagt Ja zu zeitgenössischer Kunst", freut sich Ochs über die bisher weitgehend positive Resonanz auf das Projekt. Als weitere Kunstorte hat er etwa einen ehemaligen Kräutergarten von Schloss Lichtenwalde ausgemacht, wo künftig eine Usagi-Skulptur von Leiko Ikemura Platz nehmen soll. Auf der Dittersdorfer Höhe ist eine großformatige Arbeit von Olaf Holzapfel geplant und Marienberg erhält eine Installation von Rebecca Horn.
Für Zwist hatte jüngst aber eine der Stadt Zschopau zugedachte Skulptur gesorgt, doch scheint dort eine Lösung in Aussicht. Der Stadtrat wird sich den Angaben nach am Mittwoch noch einmal mit dem Thema befassen. "Ich sehe den "Purple Path" als Riesen-Chance", sagte Oberbürgermeister Arne Sigmund der dpa.
"Purple Path" soll nachhaltig sein
Viele Kunstwerke werden neu geschaffen, etliche andere werden für den Skulpturenparcours erworben. Sie werden aber in einen neuen Kontext gesetzt. Als Beispiel verwies Ochs auf Friedrich Kunaths Arbeit "Include me out": Sechs in Bronze gegossene Nadelbäume, die einen Kreis bilden und sich freundschaftlich an den Ästen fassen; ein weiteres Bäumchen steht abseits der Gruppe. Am Standort in Thalheim verweise sie auf die Klima-Katastrophe und die von Carl von Carlowitz vor mehr als 300 Jahren in Sachsen entwickelte Nachhaltigkeitsidee. Mit Blick auf die in der Umgebung sichtbaren Waldschäden werde auch die Kehrseite von Carlowitz' Konzept deutlich, da in dessen Folge viele Fichten-Plantagen entstanden, wie Ochs ausführt.
Nachhaltig soll auch der "Purple Path" sein. Denn wenn der Titel Kulturhauptstadt Europas nach 2025 weiter wandert, bleibt das Gros der Kunstwerke in der Region, versicherte Ochs. "Es ist eine große Investition in Kunst und die Region."