Es ist kein besonders gekonntes Gemälde, das am Stand der Galerie Arcadia Missa auf der Liste in Basel hängt. Aber dieses Porträt eines blonden Kleinkinds ist ein überraschend persönlicher Angriff eines Künstlers auf die US-Malerin Dana Schutz. Hamishi Farah hat deren zweijährigen Sohn gemalt, das Foto hatte er online gefunden, sagt er.
Dana Schutz hatte 2017 auf der Whitney Biennale ihr Gemälde "Open Casket" (2016) gezeigt, dessen Vorlage aus der Geschichte des afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung stammt. Es zeigte den 1955 von Rassisten gefolterten und ermordeten Emmett Till in seinem offenen Sarg. Seine Mutter hatte das Foto ihres 14-jährigen Sohnes damals gezielt veröffentlicht, um das Gewaltverbrechen ins kollektive Gedächtnis einzuschreiben. So wurde Till posthum zu einer Ikone der Bürgerrechtsbewegung.
Dana Schutz musste sich als weiße Künstlerin Protesten und der Frage stellen, ob ihre Aneignung der Darstellung von Gewalt gegen einen schwarzen Jugendlichen zulässig ist. Verteidiger plädierten auf Kunstfreiheit, Kritiker verlangten die Zerstörung des Werkes, ein offener Brief verurteilte Künstlerin und Werk. Einer der Unterzeichner war der 1991 in Melbourne geborene Hamishi Farah.
Über seine Retourkutsche sagt seine Galeristin: "Die Reaktion des Betrachters auf die Arbeit läuft hoffentlich auf einen Punkt der Selbstreflexion über die Frage hinaus, wie sich weiße Künstler schwarze Körper aneignen." Doch stellt sich angesichts von Farahs Werk vor allem die Frage, wie entblößt, verstört und in der innersten Privatsphäre angegriffen sich jemand fühlen muss, dessen Kind so exponiert und benutzt wird.
Farahs "Representation of Arlo" (2018) will Dana Schutz nicht als Künstlerin treffen, sondern auf der persönlichsten denkbaren Ebene. Statt selbst mit relevanter Kunst in der wichtigen Diskussion zu bleiben, repräsentiert Hamishi Farahs mittelmäßige Arbeit nur eine Idee, die das weiße Amerika bis zum Exzess verinnerlicht hat: Rache und Vergeltung.
Update 16. Juni: Zum Schutz etwaiger Persönlichkeitsrechte des Kindes verzichten wir ganz auf eine Abbildung des Gemäldes