Nach Angaben des Vereins The Hub, der sich für Kunstvermittlung einsetzt und dessen Vorstandsmitglied Heiko-Thandeka Ncube war, hat sich der Künstler am 9. Juni das Leben genommen.
Ncube setzte sich in seinen Videoarbeiten und in seiner politischen Arbeit mit intersektionaler Diskriminierung und postkolonialer Theorie auseinander. Er studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin und danach bildende Kunst an der Universität der Künste (UdK) Berlin in der "Lensbased"-Klasse von Hito Steyerl, wo er kurz vor dem Abschluss stand.
An der UdK war er 2020 einer der Mitinitiatoren von Anti-Rassismus-Protesten. In einem Monopol-Interview zu den Protesten forderte Ncube 2020 ein Umdenken in der Lehre: "Man begegnet häufig dem Vorwurf, niemand werde die eigene Kunst verstehen, weil automatisch ein weißes Massenpublikum als Rezipient angenommen wird. Es gibt keine Vorstellung davon, dass das vielleicht gar nicht unsere primäre Zielgruppe ist, oder davon, dass auch dieses Publikum bereit ist zu lernen."
In Lecture-Performances hat sich der Afrodeutsche immer an diesem Lehr- und Lern-Prozess beteiligt, unter anderem bei der 12. Berlin Biennale for Contemporary Art, auf Kampnagel Hamburg und in Projekten für The Hub. Für das Schauspiel Hannover verantwortet er in der Spielzeit 2021/22 das Videodesign für das Theatermobil-Projekt "The Sense of Belonging". Auf der vergangenen Berlinale lief sein Film "The early rains which wash away the chaff before the spring rains" im Forum Expanded.
"Ich wünsche mir ein besseres Verständnis dafür, dass Kunst, die sich mit Identität und Unterdrückung beschäftigt, ihre eigenen Charakteristika hat", sagte Heiko-Thandeka Ncube 2020 im Monopol-Interview. "Zwischen den unterschiedlichen Medien gibt es so etwas ja bereits: Man gesteht sich zum Beispiel ein, dass man die Sprache von Skulptur oder Installation nicht ganz versteht. Ähnlich sollte es auch in Bezug auf identitätspolitische Kunst heißen: Ich verstehe nicht ganz, wie sie funktioniert, aber ich weiß, dass sie anders funktioniert als das, mit dem ich vertraut bin."
Wenn Sie selbst suizidale oder depressive Gedanken haben, können sie 24 Stunden täglich kostenfrei 0800-1110111 oder 0800-1110222 anrufen. Wenn Sie suizidale Menschen in Ihrem Umfeld haben, können Sie hier lesen, was sie tun können.