Wochenlang geschlossen und wenn geöffnet, dann nur mit Zugangsbeschränkungen - trotz aller Auflagen haben die Museen in Nordrhein-Westfalen der Corona-Pandemie mit vielen Ausstellungen getrotzt. Als beste Ausstellung kürten neun Kunstkritiker in der jährlichen Museumsumfrage der "Welt am Sonntag" die Schau "Russische Avantgarde im Museum Ludwig - Original und Fälschung" in Köln. Drei Kritiker gaben dem Museum dafür die meisten Punkte.
Gelobt wurde der Mut der Kölner, das Thema Fälschung im eigenen Bestand aufzuarbeiten. Das Museum Ludwig besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Russischen Avantgarde, fand aber heraus, dass ein Teil der Werke dieser Epoche gefälscht ist und machte dies in der Ausstellung öffentlich.
Als "Museum im Aufwind" heimste das Rautenstrauch-Joest-Museum das meiste Lob ein. Das Museum zeige keine Scheu bei der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und thematisiere Probleme ethnologischer Museen mit geraubten Objekten offensiv.
Die Zitrone des Jahres ging diesmal vor allem an die Politik: Kritisiert wurde etwa, dass Baumärkte im ersten Lockdown weiter öffnen durften, während Museen schließen mussten. Auch NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) wurde von zwei Kritikern die Zitrone verliehen. Ihr Satz "Die Kultur muss aufpassen, dass sie nicht immer eine Extrawurst brät", hatte die Kulturschaffenden erzürnt.