Der 1932 geborene Künstler Jürgen Wittdorf zeichnete junge Menschen als coole und selbstbestimmte Individuen und setzte sich mit seiner Homosexualität auseinander, die bis 1968 in der DDR unter Strafe stand und danach weiter tabuisiert wurde. Der Staat warf ihm "Verwestlichung" vor, die Jugendlichen in der DDR feierten ihn und sein grafisches und fotografisches Werk.
Der Kunstverein Ost (KVOST) in Berlin nimmt sich in einer Ausstellung, die am heutigen Freitag eröffnet, des Nachlasses des 2018 verstorbenen Wittdorfs an, ergänzt durch Leihgaben. Poetisch und bislang weitgehend ungesehen. Im Distanz-Verlag erscheint dazu der Bildband "Lieblinge" (28 Euro).
Der Künstler, der "sich zeit seines Lebens für seine Umwelt und die Menschen darin interessierte, sie dabei aber nicht zu überhöhen suchte, sondern sie ernst nahm", wie Berlins Kultursenator Klaus Lederer in einem Vorwort zu dem Buch schreibt, war nach dem Fall der Mauer kaum noch gefragt. Nachdem jüngst in großen Ausstellungen Kunst aus der DDR einem frischen Blick unterworfen wurde, ist es auch Zeit für eine Neubewertung und Diskussion des Werks von Jürgen Wittdorf. Die Ausstellung im KVOST läuft bis zum bis 14. November.