Berlin

Jüdisches Museum trennt sich nach Auseinandersetzung von Guide

Das Jüdische Museum Berlin hat sich "nach intensiver Diskussion" von einem freiberuflichen Tourguide getrennt

Der nach Museumsangaben vom Freitag seit April für das Haus tätige Mann hatte den Vorgang zuvor über Instagram bekannt gemacht. Nach seiner Darstellung geht die Trennung darauf zurück, dass er den Begriff "Apartheid" während einer Führung verwendet habe, um die menschenrechtliche Lage im Westjordanland zu beschreiben.

Das Museum wies in einer Stellungnahme darauf hin, Guides seien beauftragt, "die Inhalte unserer Ausstellungen fundiert und differenziert vor allem an Schul- und Erwachsenengruppen zu vermitteln". Der Guide habe die Führungen "wiederholt genutzt", um Besucherinnen und Besucher "mit persönlichen politischen Ansichten und Wertungen zu konfrontieren". Dies sei nicht Teil der Vereinbarung und entspreche nicht den pädagogischen Standards des Jüdischen Museums. Vor diesem Hintergrund habe das Museum nach intensiver Diskussion mit dem Guide entschieden, "keine weiteren Aufträge zu vergeben".

Das Museum wies darauf hin, Guides sollten Gruppen nicht ihre Meinung aufzwingen, sondern in die Lage versetzen, sich eine eigene Meinung bilden zu können. "Dazu sollen Themen umfassend und kontrovers dargestellt und diskutiert werden können, eigene Standpunkte der Guides dürfen dabei nicht zur Überwältigung eingesetzt werden."

Mehrere Menschenrechtsorganisationen werfen Israel vor, Apartheidpolitik zu betreiben. Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute nach jüngsten Zahlen rund 700 000 israelische Siedler. Der UN-Sicherheitsrat sieht in dem Siedlungsbau eine Verletzung des internationalen Rechts. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

Über den Vorgang hatte zuvor die "B.Z." berichtet.