Kommerzielle Raumfähre "Nova-C"

Jeff-Koons-Skulpturen auf dem Mond gelandet

Die Odysseus-Mondlandefähre über der nahen Seite des Mondes nach dem Eintritt in die Mondumlaufbahn am Mittwoch
Foto: Intuitive Machines via AP/dpa

Die Odysseus-Mondlandefähre über der nahen Seite des Mondes nach dem Eintritt in die Mondumlaufbahn am Mittwoch

Raumfahrt-Missionen aus fünf Ländern haben es zum Mond geschafft, aber eine kommerzielle Landung ist erst jetzt gelungen. Mit an Bord diesmal: Skulpturen von Jeff Koons

Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist eine kommerzielle Landung auf dem Mond geglückt. Der Lander "Nova-C" des US-Unternehmens Intuitive Machines setzte in der Nacht zu Freitag in der südlichen Region des Erdtrabanten auf, wie die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte. Es ist die erste – wenn auch unbemannte – US-Mondlandung seit den legendären Apollo-Missionen vor mehr als 50 Jahren. Nasa-Chef Bill Nelson sprach von einem "Triumph".

In welchem Zustand sich "Nova-C" nach der Landung befand, war zunächst nicht klar. Es seien zunächst nur schwache Signale empfangen worden, hieß es aus dem Kontrollzentrum. Man arbeite daran, stärkere Signale zu bekommen und mehr über den genauen Zustand des Landers zu erfahren.

Der "Nova-C"-Lander mit dem Spitznamen "Odysseus" ist etwa so groß wie eine altmodische britische Telefonzelle, hat Aluminium-Beine, wiegt rund 700 Kilogramm und kann etwa 130 Kilogramm Ladung befördern. Einen großen Teil davon hat die Nasa mit Forschungsgeräten und anderem Material belegt, den Rest haben sich vor allem kommerzielle Unternehmen für ihre Vorhaben gesichert. Zudem hat der US-Künstler Jeff Koons 125 Miniaturskulpturen aus rostfreiem Stahl mitgeschickt. 

Zu jeder Miniskulptur wird ein NFT zum Verkauf angeboten

Die Kleinplastiken mit einem Durchmesser von 2,56 Zentimetern sollen dauerhaft auf der Mondoberfläche "installiert" werden. Sie tragen Namen einflussreicher Persönlichkeiten wie Platon, Artemisia Gentileschi, Andy Warhol, Gabriel García Márquez, Mahatma Gandhi, Leonardo da Vinci, Ada Lovelace, David Bowie und Helen Keller und sollen "die Menschheit" repräsentieren. Zu jeder Miniskulptur wird ein NFT zum Verkauf angeboten, einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf einer der 125 Skulpturen geht an Ärzte ohne Grenzen. "Moon Phases", so der Titel des Gesamtprojekts, soll in einem transparenten Würfel auf dem Mond installiert werden. 

"Moon Phases" ist jedoch nicht das erste Kunstwerk auf dem Erdtrabanten. Bereits seit 1971 liegt ein Kunstwerk im Mondstaub. Damals hinterließen Besatzungsmitglieder der Apollo 15 eine kleine Aluminiumfigur des belgischen Künstlers Paul Van Hoeydonck sowie eine Gedenktafel für 14 Astronauten und Kosmonauten, die im Dienst ums Leben kamen.

"Moon Phases beschäftigt sich mit dem globalen Streben der Menschheit über die Erde hinaus ins Universum", erläuterte Koons auf seiner Internetseite das Kunstwerk. Neben den Skulpturen auf dem Mond verbleibt eine größere Variante der "Moon Phases" auf der Erde. Es sei eine "große Ehre", dass sein Kunstwerk Teil der Mondmission sei, schrieb Koons auf Instagram.

Höchst anspruchsvoll und fehleranfällig

"Nova-C" war vor rund einer Woche vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. Transportmittel war eine "Falcon 9"-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Technologie-Milliardär Elon Musk. Die Mission ist Teil des Nasa-Programms "CLPS" (Commercial Lunar Payload Services). Mit diesem Programm will die US-Raumfahrtbehörde auf ihrem eigenen Weg zurück zum Mond vergleichsweise günstig und effizient so viel Wissen ansammeln wie möglich, indem sie Verträge für Mondlandungen an private Firmen vergibt und mit diesen zusammenarbeitet. Insgesamt sind für das "CLPS"-Programm bis 2028 rund 2,6 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) veranschlagt.

Intuitive Machines bekam für die "Nova-C"-Mission rund 77 Millionen Dollar. Das Unternehmen mit Sitz im texanischen Houston war 2013 unter anderem vom US-iranischen Unternehmer Kam Ghaffarian gegründet worden, der auch hinter der Firma Axiom Space steht, die gerade erst wieder mit einer kommerziellen Mission Raumfahrer zur Internationalen Raumstation schickte.

Mondlandungen gelten als technisch höchst anspruchsvoll und gehen häufig schief. Allein in diesem Jahr liefen schon zwei geplante Landungen anders als erhofft: Das US-Unternehmen Astrobotic mit Sitz in Pittsburgh schickte im Januar die "Peregrine"-Kapsel los – ebenfalls Teil des "CLPS"-Programms der Nasa. Schon kurz nach dem Start gab es jedoch Probleme aufgrund einer Störung des Antriebssystems. Den Ingenieuren gelang zwar zeitweilig eine Stabilisierung der Kapsel, das Ziel einer Mondlandung musste aber aufgegeben werden. Wenige Tage später verglühte "Peregrine" in der Erdatmosphäre.

Kurz darauf setzte der Lander "SLIM" (Smart Lander for Investigating Moon) der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa zwar sanft auf dem Mond auf, hatte allerdings zunächst Probleme mit der Energieversorgung. Erst nach tagelangem Stromausfall konnte "SLIM" dann doch noch in Betrieb gehen. Damit ist Japan – nach den USA, Russland, China und Indien – das fünfte Land, das erfolgreich eine unbemannte Landung auf dem Mond vollbracht hat. Im April vergangenen Jahres war eine japanische Firma mit einer ähnlichen Mission gescheitert.