Umstrittene Kunstförderung

Immer mehr Institutionen verzichten auf Sackler-Geld

Die Sacklers werden für die Opioid-Krise in den USA mitverantwortlich gemacht. Immer mehr Institutionen in Großbritannien wollen kein Geld mehr aus der familieneigenen Stiftung

Nachdem bekannt wurde, dass die National Portrait Gallery in London auf eine Schenkung der Sackler Foundation verzichtet, hat das Londoner Museum Tate alle künftigen Zuwendungen der Stiftung ausgeschlossen. Das hat die Ethikkommission des Hauses entschieden.

"Die Sackler-Familie hat der Tate bisher großzügig gespendet, ebenso wie vielen anderen Institutionen in Großbritannien", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der britischen Zeitung "The Times". "Wir werden die Hinweise auf diese bisherigen Spenden nicht entfernen. Aber unter den gegenwärtigen Umständen halten wir es nicht für richtig, weitere Schenkungen von den Sacklers anzunehmen." 

Der Sackler Trust wird geleitet von Theresa Sackler, und sie ist im Vorstand des Victoria & Albert Museum. Sie ist die Witwe von Mortimer Sackler, der gemeinsam mit seinem Bruder Raymond die Firma Purdue Pharma geführt hat. Purdue stellt das Schmerzmittel Oxycontin her, dass von Kritikern in Zusammenhang mit der sogenannten Opioid-Krise gebracht wird. Opioide machen stark abhängig, und seit der Markteinführung von Oxycontin 1996 sind 200 000 Menschen in den USA an den Folgen von Schmerzmittelabhängigkeit gestorben.

Proteste gegen die Firma und das kulturelle Engagement der Familie häuften sich in den vergangenen Wochen. Unter den schärfsten Kritikern war die amerikanische Fotografin Nan Goldin, die selbst lange Zeit von Opioiden abhängig war. Im Februar initiierte sie Proteste gegen die Sackler-Stiftung im New Yorker Guggenheim-Museum. Am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass die National Portrait Gallery eine Schenkung der Familie abgelehnt hat

Außerdem hat schon am Tag zuvor die South London Gallery einen von den Sacklers gestifteten Preis zurückgegeben hat. Das Preisgeld betrug 125 000 Pfund, und wurde rücküberwiesen, nachdem es auf dem Konto der öffentlichen Galerie eingegangen ist. Bereits im vergangenen Jahr hat die Leiterin der Institution Margot Heller, Bedenken über die Kunst- und Kulturförderung der Sacklers angemeldet. Sie sagte der Website "The Art Newspaper", es sei "im besten Interesse der Galerie, das Geld zurückzugeben." Die Vermutung liegt nahe, dass nach der Entscheidung dieser kleinen Institution auch die größeren britischen Häuser in Zugzwang geraten sind.