Das geht aus einem Video hervor, das das Berliner Maxim Gorki Theater veröffentlicht hat. Die "Politische Intervention" mit Hito Steyerl, der Theatermacherin Anina Jendreyko, der Filmemacherin und Musikerin Heja Netirk und der Politwissenschaftlerin Bilgin Ayata fand zur Eröffnung des Festivals "Herbstsalon" statt. Darin verurteilten die Rednerinnen die Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien, die sie als Invasion und Besatzungskrieg gegen die Kurden bezeichneten. Außerdem kritisierten sie die Haltung der Bundesregierung scharf.
Sie forderten einen Stopp aller Waffenlieferungen an die Türkei und ein Ende des EU-Türkei-Flüchtlingsabkommens, weil dieses die EU erpressbar mache und Sanktionen gegen die Türkei verhindere. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat wiederholt angekündigt, die Grenzen Richtung Europa für Flüchtlinge zu öffnen, sollte die EU-Strafmaßnahmen gegen ihn beschließen.
"Stillschweigendes Einverständnis mit Kriegsführung"
Die Künstlerin Hito Steyerl erklärte daraufhin, dass sie ihre Kunst nicht mehr von Bundesinstitutionen genutzt sehen wolle, bis sich die Linie der Regierung geändert habe. Wörtlich sagte sie: "Ich fordere: Die Bundesinstitutionen sollen meine Werke aus ihren Sammlungen nicht mehr zum Zweck der Außendarstellung der BRD zeigen, bis der deutsche Staat seine Position ändert. Ich habe es satt, dass meine Arbeit eingesetzt wird, um die Aufmerksamkeit vom stillschweigenden Einverständnis des deutschen Staates mit Vertreibung, ethnischen Säuberungen und Kriegsführung abzulenken und ihm eine Aura von Toleranz und Inklusivität zu geben."
Als Beispiel für ein solches Ausstellungsprojekt nannte Hito Steyerl die Wanderausstellung zum Deutschen Pavillon 2015, die vom Institut für Auslandsbeziehungen organisiert wurde. Die Künstlerin hatte damals den Deutschen Pavillon auf der Venedig Biennale mit ihrer Videoinstallation "Factory Of The Sun" bespielt.
Hito Steyerl hat sich in ihrer Karriere immer wieder politisch geäußert. In einem Interview vom August sprach sie sich für klare Regeln für Mäzenatentum in der Kunst aus. Außerdem weist sie in ihren Werken auf die Verknüpfung von Kulturindustrie und Kriegswirtschaft hin.
Der vierte "Berliner Herbstsalon" läuft noch bis zum 17. November.
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Hito Steyerl wolle ihre Arbeiten generell nicht mehr in Bundesinstitutionen sehen. Das war jedoch ein Missverständnis.