Harry Styles (ehemals Mitglied der Boygroup One Direction) ist auf dem Fashion-Olymp angekommen. Als erster Mann ist der Sänger und Schauspieler alleiniges Titelmodel der US-amerikanischen Modezeitschrift "Vogue". In einer kurzen Tuxedo-Jacke über hellblauem Abendkleid aus Spitze steht er vor einer Wiesenkulisse und bläst einen Luftballon auf. Das Bild hat der US-Fotograf Tyler Mitchell gemacht, der unter anderem schon Beyoncé fürs "Vogue"-Cover inszenierte. Für das Editorial zum aktuellen Titel schlüpfte Harry Styles für Mitchell in Haute-Couture-Versionen schottischer Kilts und einen viktorianisch angehauchten Tüll-Reifrock.
Der 26-jährige Brite steht für einen entspannten Umgang mit Geschlechternormen in der Mode und wurde schon mehrmals als einer der bestangezogenen Männern der Welt bezeichnet. Man sieht ihn genauso in opulenten Roben oder Rüschenblusen wie in teurer Streetwear oder nostalgischer Flaneur-Uniform mit edlen Trenchcoats. Dabei wirkt er selbst in exzentrischsten Outfits eher edel zurückgenommen als flamboyant, die Mode scheint in seinem Fall wie ein unendlicher Möglichkeitsraum, aus dem man sich bedienen kann - durch den man aber nicht definierbar wird.
Nun hat es eines seiner Kleidungsstücke sogar zur Museumsreife gebracht. Das Londoner Victoria & Albert Museum (V&A) will laut dem Magazin "GQ" einen bunten Strickcardigan in seine Sammlung aufnehmen, den Styles Anfang des Jahres bei einem Auftritt in der "Today Show" in New York trug. Der bunte Cardigan im Patchwork-Look des Labels JW Anderson löste einen Hype unter seinen Fans aus und wurde eifrig nachgestrickt - JW Anderson hatte auf vielfachen Wunsch das Muster veröffentlicht.
Im V&A wird der inzwischen ausverkauften Strickware nun ein Platz in der Modegeschichte gewährt. Einer Strickjacke, die im Fernsehen gezeigt wurde, um danach in den sozialen Medien gefeiert und analog nachgestrickt zu werden - um dann erneut im Netz gepostet zu werden. Zur Analyse der Mediennutzung des frühen 21. Jahrhunderts taugt das Wollteil definitiv auch.