"Es gibt also doch noch Wunder", soll der Berliner Kunstanwalt Peter Raue gesagt haben, als er die gute Nachricht bekam. Die Rieckhallen und der Hamburger Bahnhof sind gerettet – übereinstimmenden Medienberichten zufolge erwirbt das Land Berlin die Rieckhallen mitsamt Grundstück von der österreichischen Immobiliengesellschaft CA Immo, die als Ausgleich ein Tauschgrundstück am Humboldthafen bekommt.
In seinem Nachtragshaushalt stellt Berlin dafür gut 70 Millionen Euro zur Verfügung, das Tauschgrundstück ist zusätzlich rund 30 Millionen wert. In einem zweiten Schritt wird der Bund den Hamburger Bahnhof mitsamt Grundstück erwerben – nach Angaben der "Welt" sind dafür weitere 66 Millionen Euro eingeplant. Das Rieckhallen-Grundstück ist deswegen so teuer, weil die CA Immo dort einen Hochhausbau hätte realisieren wollen, während der Hamburger Bahnhof im Bebauungsplan als Gelände mit kultureller Nutzung festgelegt ist.
Die Rettung dieser Bauten für das Museum Hamburger Bahnhof ist definitiv eine gute Nachricht. Berlin ist, was Institutionen für Zeitgenössische Kunst angeht, nicht übermäßig üppig ausgestattet. Der Hamburger Bahnhof und die Rieckhallen sind keine Tate Modern, aber immerhin: Sie sind ein etablierter Raum für die Kunst des 21. Jahrhunderts, und der große Berliner Museumsverbund SPK hat nun mal keinen anderen.
Bitteres Lehrgeld
Es war höchste Zeit, dass die neuen Leiter des Hamburger Bahnhofs, Till Fellrath und Sam Bardaouil, Sicherheit über ihr Haus bekommen, das in Zukunft Nationalgalerie der Gegenwart genannt werden soll. Nur so können sie planen. Wobei jetzt, wo die Besitzverhältnisse endlich geklärt sind, erst einmal eine aufwendige Sanierung ansteht.
Andererseits fasst man sich immer noch an den Kopf und fragt sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Berlin hatte vor Jahren das Vorkaufsrecht für einen Bruchteil des Preises und hat es verstreichen lassen. Die Sammlung Flick ist wegen der Unsicherheit über die Rieckhallen abgezogen worden. Und jetzt muss man diese immense Summe aufbieten, um die Fehler der Vergangenheit auszubügeln. Es wäre schön, wenn dieses bittere Lehrgeld auch wirklich einen Lerneffekt auslöst.
Außerdem bleibt zu hoffen, dass in Zukunft auch noch Mittel für den Betrieb des Hamburger Bahnhofs übrig bleiben. In Sachen Ausstellungs- und Ankaufsetats sind die Berliner Institutionen mehr als schlecht aufgestellt – und dem Einwerben von Drittmitteln steht allzu oft die schwerfällige Bürokratie im Weg. Es ist schön, dass die Gebäude gesichert sind. Doch das ist nicht das Happy End, sondern erst der Anfang der Story.