Der Hamburger Senat hat die vollständige Eigentumsübertragung der Benin-Bronzen an die Bundesrepublik Nigeria beschlossen. "Dies ist ein Meilenstein im laufenden Prozess zur Aufarbeitung unseres kolonialen Erbes", sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Dienstag in Hamburg. "Mit dem Beschluss können wir diese einzigartigen Kunstschätze endlich zurückgeben."
Insgesamt 179 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin befinden sich derzeit noch im Besitz der Stadt Hamburg. Sie wurden im Zuge einer kolonialen Invasion von britischen Soldaten geraubt und im Anschluss vor Ort und in Großbritannien verkauft. Über Seefahrer und Kaufleute gelangten sie nach Hamburg und wurden mit Unterstützung von Mäzenen für die Hamburger Museen angekauft.
Die Benin-Bronzen sind derzeit im Vermögen der Stadt mit einem Gesamtwert von 58,7 Millionen Euro verzeichnet. Die Kulturbehörde hat bereits in ihrem Haushalt eine Rückstellung in gleicher Höhe gebildet, um eine Rückgabe auch finanziell zu ermöglichen. Im nächsten Schritt muss nun die Bürgerschaft zustimmen.
Ausstellung bis zur Rückgabe
"Damit leistet Hamburg seinen Beitrag zur Anerkennung eines lange zurückliegenden Unrechts, durch das die Menschen in Nigeria wichtiger Elemente ihrer kulturellen Identität beraubt wurden", sagte Brosda. Hamburg reagiere auch auf die jahrzehntelangen Rückgabe-Forderungen des nigerianischen Staates und des Königs von Benin.
Bis zu ihrer Rückgabe können alle Kunstwerke in der Ausstellung "Benin. Geraubte Geschichte" im Museum am Rothenbaum (MARKK) betrachtet werden. Auch künftig sollen einige Werke als Dauerleihgaben in Hamburg verbleiben. Die Detailverhandlungen hierüber laufen derzeit zwischen Nigeria und Hamburg.
Die feierliche Vertragsunterzeichnung zur Rückgabe der Benin-Bronzen ist für Mitte Dezember geplant. Dann soll der Generaldirektor der nigerianischen National Commission for Museums and Monuments, Abba Isa Tijani, nach Hamburg kommen.
"Zeichen in der Aufarbeitung kolonialen Erbes"
"Mit der Restitution ihrer Benin-Sammlung hat die Freie und Hansestadt Hamburg ein wichtiges Zeichen in der Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes gesetzt", sagte Museumsdirektorin Barbara Plankensteiner, die sich auch als Co-Sprecherin der Benin Dialogue Group jahrelang für die Rückgabe eingesetzt hat. Sie rechne damit, dass rund ein Drittel der Kunstwerke als Dauerleihgaben in Hamburg bleiben können.
Anfang Juli hatten Deutschland und Nigeria den Weg freigemacht für die Rückführung in der Kolonialzeit geraubter Kunstobjekte. Mit einer "Gemeinsamen Erklärung zur Rückgabe der Benin-Bronzen" wurde ein Rahmen geschaffen, wie die Eigentumsrechte an den wertvollen Stücken von deutschen Museen an Nigeria übertragen werden können. Die größte Sammlung des Ethnologischen Museums in Berlin ist bereits übertragen, im Humboldt Forum werden noch etwa 40 Stücke als Leihgaben gezeigt.