Museen sollten zum Schutz von Objekten und Kunstschätzen ihre Sicherheitssysteme mit Blick auf spektakuläre Einbrüche der jüngsten Zeit regelmäßig aktualisieren. Die Professionalität krimineller Kräfte, ihre internationale Zusammenarbeit und Brutalität ergeben eine neue Bedrohungslage, wie der Geschäftsführer Deutscher Museumsbundes, David Vuillaume, am Mittwoch zum Ende einer Sicherheitstagung seines Verbandes feststellte. Dieser Bedrohung könnten die Museen durch Investitionen in Gebäude und Infrastruktur, verbesserte Organisation und Kommunikation sowie Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter begegnen.
Die weitgehend digitale Konferenz mit Diskussionsrunden in Berlin war auch Folge des Einbruchs in das Schatzkammermuseum Grünes Gewölbe im Dresdner Residenzschloss. Dabei hatten zwei Unbekannte am 25. November 2019 historische Diamanten und Brillanten erbeutet.
Dies zeigt aus Sicht des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, "dass es nicht mehr nur um Kunstwerke, sondern auch um den Materialwert geht". Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sprach von Bandenkriminalität, die mit langer Vorbereitung vorgehe. Wegen der neuen Qualität der Bedrohung rechnet Ackermann auch in Deutschland mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen, wie sie international teils schon Standard seien. Als Beispiel nannte sie etwa bisher nicht übliche Taschenkontrollen. Bewaffnete Wachleute in Museen lehnten alle Experten ab.
Eckart Köhne, Präsident des Museumsbundes und Direktor des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, sieht Diebstähle als Grundgefahr, wenn Wertvolles zusammengetragen und gleichzeitig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Den Museen riet er, sich ihr Wissen um Sicherheitsmaßnahmen gegenseitig zu vermitteln. "Museen müssen mehr voneinander lernen", sagte Köhne.
Carsten Pfohl, Experte des Bundeskriminalamtes, verwies auf die Notwendigkeit, die Gebäudesicherheit der Museen zu erhöhen, "um die Zeit zu erhöhen, bis Täter an die Beute kommen". Dabei sollten Sicherheitseinrichtungen wie Videoüberwachung nach seiner Einschätzung nicht erkennbar sein. "In dem Moment, wo die Kamera sichtbar ist, kann ich sie auch abschalten", sagte Pfohl unter Hinweis auf einschlägige Erfahrungen.
Stefan Simon, Direktor des Rathgen-Forschungslabors in Berlin, verwies auf enorme Absatzmöglichkeiten der kriminellen Organisationen. "Es gibt sofort Käufer, auch für 'unverkäufliche' Güter", sagte Simon. "Der illegale Kunsthandel ist eine globale Industrie."
Aus Sicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters sind die Museen trotz Investitionen in Sicherheit noch unzureichend gewappnet für eine sich ändernde Gefahrenlage. Es sei dringend notwendig, die Sicherheitslage gründlich zu durchleuchten und zu hinterfragen, sagte die CDU-Politikerin in einer Videobotschaft zur Konferenz.
In den Museen lagerten Kunstschätze, "die als Spiegel unserer Geschichte und Kultur identitätsstiftend sind und deren materieller und erst recht immaterieller Wert sich kaum beziffern lässt", sagte Grütters. Museen könnten nicht die Sicherheitsstandards von Banken erfüllen, müssten die Objekte aber gegen brachiale Gewalt und technische Raffinesse von Kriminellen schützen. "Sie müssen den Spagat zwischen Schutz und Offenheit meistern."