"Ernsthafte Bemühungen"

Grütters: Fortschritt bei Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte

Monika Grütters (CDU)
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Monika Grütters (CDU)

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sieht Fortschritte beim Umgang mit kolonialem Erbe in Deutschland. Es gebe aber noch viel zu tun

"Zahlreiche Schritte zeigen die Ernsthaftigkeit der Bemühungen und haben die Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte ein ganzes Stück weit vorangebracht", sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch zum Auftakt einer Konferenz des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste zur Diskussion um die Rückgabe von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.

Zur Aufarbeitung zähle aus politischer Sicht der Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Zusammenhängen in den Museen. Dafür hätten Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände Ziele und Schwerpunkte festgelegt. Transparenz, Forschung, Vermittlung, Rückführung und Kooperation seien zentrale Handlungsfelder unter Beteiligung der Herkunftsstaaten und -gesellschaften. Für die online organisierte Herbsttagung haben sich nach Angaben des Zentrums bis Freitag mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer registriert, darunter 40 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und Experten.

Untersucht werden soll in Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Amsterdamer Research Center for Material Culture of the National Museum of World Cultures die viele Jahrzehnte währende Geschichte der Forderungen nach der Rückgabe von Kulturgütern und menschlichen Überresten aus kolonisierten Ländern.

Zentrale Bedeutung der Provenienzforschung

"Die Forderungen nach Restitutionen reichen sehr lange zurück und sind trotzdem häufig bis heute unbeantwortet geblieben", sagte Vorstand Gilbert Lupfer nach Angaben des Zentrums. Die Auseinandersetzung mit kolonialer Geschichte sei für die Identität auch deutscher Institutionen wichtig. "Provenienzforschung, also die Untersuchung der Herkunft von Objekten und von menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten, hat dabei eine zentrale Bedeutung."

Für Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, haben Museen eine besondere Verantwortung in der Debatte. "Sie müssen als bewahrende Einrichtungen konkrete Lösungen finden - gemeinsam mit Herkunftsländern und Communities." Aus Sicht von Wayne Modest, Direktor des Museums in Amsterdam, ist die Frage der Rückgabe "zu einem der aktuell dringlichsten Themen geworden". Dadurch werde daran erinnert, dass die koloniale Vergangenheit auch die Gegenwart forme.