Vorwurf: rechtsradikale Widmungen

Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche ist stumm

Die nachgebildete Fassade der ehemaligen Garnisonkirche spiegelt sich zum Baustart für den Kirchturm in einer Pfütze
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Die nachgebildete Fassade der ehemaligen Garnisonkirche spiegelt sich zum Baustart für den Kirchturm in einer Pfütze

Das umstrittene Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche soll wissenschaftlich geprüft werden. Kritiker hatten den Abriss wegen "revisionistischen, rechtsradikalen und militaristischen Widmungen" gefordert

Das umstrittene Glockenspiel der Garnisonkirche in der Potsdamer Innenstadt ist seit Donnerstag stumm. Dies sei eine gemeinsame Entscheidung der Landeshauptstadt und der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, sagte ein Sprecher der Stadt. Nun solle der wissenschaftliche Beirat der Stiftung die Inschriften an dem Glockenspiel prüfen. Danach werde öffentlich der weitere Umgang mit dem Objekt diskutiert. Wann genau die wissenschaftliche Prüfung abgeschlossen sein soll, war noch nicht bekannt.

Erst Mitte August hatten Künstler, Wissenschaftler und Architekten in einem offenen Brief den Abriss des 1991 von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel aus Iserlohn (NRW) gestifteten Ensembles mit seinen "revisionistischen, rechtsradikalen und militaristischen Widmungen" gefordert. Die Prüfung sei jedoch keine direkte Reaktion auf das Schreiben, das auch an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ging, betonte der Sprecher. Im Monopol-Interview hatte Stiftungsmitglied Martin Vogel das Glockenspiel Anfang Juli verteidigt.

Der Turm der Garnisonkirche wird derzeit wieder aufgebaut. Die DDR-Führung hatte das Gotteshaus 1968 sprengen lassen. Die Stiftung will im Neubau den Geist der Versöhnung und des Friedens pflegen. Kritiker weisen auf die Verbindungen des Ortes zu rechtsradikalem Gedankengut hin und erinnern auch an den "Tag von Potsdam", als am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg dem neuen Reichskanzler Hitler vor der Garnisonkirche die Hand reichte.