Der spektakuläre Einbruch ins berühmte Historische Grüne Gewölbe in Dresden ist auch nach anderthalb Jahre nicht aufgeklärt. Fünf junge Männer aus Berlin sind in Untersuchungshaft, der letzte dringend Tatverdächtige wurde am Montagabend gefasst. Sie sollen direkt an dem Coup beteiligt gewesen sein, der im November 2019 international Schlagzeilen machte. Die Ermittler der Soko "Epaulette" sind überzeugt, dass der Juwelendiebstahl auf das Konto einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie geht. Während sie nun hinter Gittern sind, fehlt von der Beute weiter jede Spur.
Bei dem Einbruch in das weltberühmte Schatzkammermuseum im Dresdner Residenzschloss am 25. November 2019 hatten die Täter Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten des 17. und 18. Jahrhunderts von kaum schätzbarem Wert erbeutet. Zwei Männer waren in das Gebäude eingedrungen, hatten mit einer Axt Löcher in eine Vitrine geschlagen und die darin befestigten Juwelen herausgerissen.
Gut ein Jahr später wurden zwei inzwischen 25-Jährige und ein 28-Jähriger in Berlin-Neukölln festgenommen, Zwillingsbrüder aber entwischten. Bei einem von ihnen klickten einen Monat später in dem Stadtbezirk die Handschellen, der Bruder aber entkam den Fahndern. Auch eine Wohnung, in dem sie ihn Anfang 2021 vermuteten, war dann doch leer. Nach sechs Monaten aber klickten nun bei dem flüchtigen Zwilling die Handschellen.
Wie die Fahnder dem 22-Jährigen letztlich auf die Spur kamen, ist nicht bekannt. Möglicherweise war es Zufall, sagt der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro. "Es gab auch zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung." Da immer Fluchtgefahr bestand, habe die Polizei sicher eher schnell zugeschlagen. "Das war einer der vom BKA international meist gesuchten Straftäter."
Zuversichtlich, dass die Juwelen gefunden werden
Wie der junge Mann mehrfach entkommen konnte, wo er in der Zwischenzeit war und wie der Zugriff gelang, dazu sagt die Staatsanwaltschaft Dresden nichts. Nach Angaben von Thomas Spaniel von der Berliner GdP ist er nicht im Ausland untergetaucht. Die Festnahme in seinem direkten Umfeld zeige, "wie winzig sein Respekt vor den Sicherheitsbehörden ist". Es gelte nun, ihm "die Handlungsfähigkeit unseres Rechtsstaates in die Vita zu meißeln".
Die Ermittler in Dresden sind nach wie vor zuversichtlich, den Fall aufzuklären und die gestohlenen Kunstwerke zu finden. Das Schicksal der rund ein Dutzend unikaten und kunsthistorisch unschätzbar wertvollen Juwelen ist offen, auch vermeintliche Spuren verliefen bisher im Sande. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) ist ob des jüngsten Fahndungserfolges "zuversichtlich, dass der Verbleib der gestohlenen Juwelen aufgeklärt werden kann".
Auch bei den Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) herrschte Freude darüber. "Jetzt, wo alle Tatverdächtigen festgenommen sind, steigt auch unsere Hoffnung weiter, dass auch die gestohlenen Juwelen wiedergefunden werden und an ihren angestammten Ort im Grünen Gewölbe zurückkehren", sagt Generaldirektorin Marion Ackermann. Dort ist seit Wochen alles dafür bereit.
Die prächtigste Vitrine, aus der in wenigen Minuten rund ein Dutzend der kostbarsten Pretiosen gerissen wurden, ist repariert. Der Großteil der Diamant- und Brillantgarnituren, der den Dieben nicht in die Hände fiel, liegt wieder am angestammten Platz. Dort, wo sich fehlende oder zerstörte Stücke befanden, sind Lücken. "Wir tun alles Menschenmögliche, die Schmuckstücke zurück zu bringen", versichert der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jürgen Schmidt. Dafür gebe es "eine realistische Chance". Worauf sich sein Optimismus gründet, sagt er nicht - und die fünf Remmos schweigen bisher.